Schubert bei der Jeunesse: Müllers Lust und Ende

Bassbariton Josef Wagner, begleitet von Christian Schmidt, sang im Musikverein „Die schöne Müllerin“.

Zuletzt gab er an der Volksoper den Guglielmo und den Don Giovanni, nun singt Josef Wagner auf einer kurzen Jeunesse-Tour Schuberts „Die schöne Müllerin“, die Geschichte eines Wanderers, für den der Bach zum Weggefährten wird. Unerwiderte Liebe lässt ihn schließlich auch seinen letzten Weg in den Bach nehmen, der ihn „kühl bettet“. Wie um sich vor dem Sturz ins kalte Wasser zu bewahren, lehnte Wagner während des Abends im Musikverein meist am Flügel, was die Ausdrucksstärke des Gesangs aber nicht störte.

Stilmittel wie das zarte Vibrato in der „Danksagung an den Bach“ fanden in Schmidts Spiel wenig „Piano“-Widerhall. Wo Schubert aber die Räder der Mühle sich drehen lässt oder das stete Rauschen des Wassers malt, schien Schmidt in seinem Element. Besonders dramatisch klang der „ungeduldige“ Liebesschwur: Wagner füllte den Brahmssaal nur durch vokale Intensität, ohne allzu nachdrückliche Crescendi. Zur Höchstform lief das Duo auf, als „Eifersucht und Stolz“ ins Spiel kamen. Statt sich dem Verehrer hinzugeben, verliebt sich die Müllerin in den Jäger – geradezu zischend machte Wagner der Eifersucht Luft, verstärkt durch aggressive Klavierklänge. Der rasenden Wut folgt Resignation: Schöner als in „Des Baches Wiegenlied“ hat ein Suizid wohl nie geklungen. Wagner mischte den weichen Tönen sanftes Tremolo bei. Dieses von endlich beruhigten, zarten Klavierklängen unterstützte Wiegenlied wirkte eher fesselnd als einschläfernd.

Veredelt wurde der Abend durch Schuberts „An die Musik“ als Zugabe, vielleicht der Versuch einer musikalischen Antwort auf die ausweglos erscheinende Verzweiflung des Müllerburschen. (esa)

Jeunesse-Tour: Wagner und Schmidt treten mit der „Schönen Müllerin“ am 10. Mai in Judenburg und am 11. Mai in Ried im Innkreis auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2016)

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