Rekordbesuch bei Sommernachtskonzert in Schönbrunn

Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker 2016
Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker 2016(c) ORF (Milenko Badzic)
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102.000 Zuschauer hörten sich das rein französische Programm der Wiener Philharmoniker unter Semjon Bytschkow an.

Auf welche Gewissheiten kann man sich noch verlassen? Der Bundespräsident wird nicht von der Großen Koalition gestellt - und nun findet das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker im Schlosspark von Schönbrunn auch noch bei strahlend schönem Wetter statt. Trotz oder gerade wegen des Traditionsbruchs beim symphonischen Volksfest vermeldeten die Veranstalter am Donnerstag einen Rekordbesuch.

Der gesamte Park musste bei 57.000 Zuschauern im Gelände angesichts des anhaltenden Ansturms für den weiteren Einlass gesperrt werden - hinzu kamen heuer rund 45.000 Besucher vor der Gloriette, was eine Verdopplung gegenüber den Vorjahren darstellt, so die Organisatoren gegenüber der APA. Der Sommernachtskonzertgast kann sich also offensichtlich damit anfreunden, dass man sich den jeweiligen Jahrestermin nicht mehr als fixen Regentag im Kalender eintragen kann. Schließlich lockte das Volks-E-Musikfest bei freiem Eintritt und übertragen von ORF 2 und 3sat schon zum 13. Mal in den Barockgarten. Akustisch ist dieser natürlich nicht der Goldene Saal des Musikvereins, wartet dafür aber mit Atmosphäre auf, die es nur an der frischen Luft gibt, wenn die Vögel ihren Beitrag zur Klangkulisse liefern und vom nahen Tiergarten immer wieder tierische Düfte herübergetragen werden.

Sein persönliches Debüt beim Klassikevent feierte der russischstämmige Dirigent Semjon Bytschkow, der ein rein französisches Programm präsentierte. Zum Auftakt gab es Georges Bizets Volkstanzvariation "Farandole" aus der Schauspielmusik zu "L'Arlesienne", dem sich franko-ungarische Marschklänge mit Hector Berlioz' "Rakoczy-Marsch" anschlossen. Und schließlich bildete Maurice Ravel einen Schwerpunkt mit seiner Suite "Daphnis et Chloe", basierend auf einer Ballettmusik und als Draufgabe seinem unvermeidlichen "Bolero", ebenfalls als Tanzmusik geschrieben.

Dass das Sommernachtskonzert bei aller Popularität und Volksnähe aber keineswegs auf musikalischen Anspruch verzichten muss, zeigt sich an einer Erstaufführung für das Orchester. So hatte das Oeuvre von Francis Poulenc erst im Jahr 2011 Einzug ins Repertoire des Spitzenorchester gefunden. Dafür nahm man sich nun dessen Konzert für zwei Klaviere und Orchester aus 1932 vor, das ebenfalls tänzerische Motivik als Leitthema des Abends mit Mozart und Jazz verbindet. Als Solistinnen unterstützten an den Pianos Bytschkows Gattin Marielle Labeque und ihre Schwester Katia in Kleidern, die aus Eidechsenhaut geschneidert schienen, die Philharmoniker.

Neben den etablierten Klassikstars kam diesesmal aber auch der Nachwuchs zu Ehren. So waren vor dem Konzert Videoporträts der Preisträger des Jugendwettbewerbs "BePhilharmonic" zu sehen, den die Philharmoniker mit dem ORF gemeinsam veranstaltet hatten. Und das Gewinnerensemble groovin'Tango quINNtett kam kurz vor 20 Uhr sogar zu einem Liveauftritt auf der großen Bühne. Deren wasserdichte Hülle erwies sich diesesmal wie gesagt als unnötig - eine neue Tradition, die man in den kommenden Jahren gerne beibehalten kann.

(APA)

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