„Die Liebe der Danae“: Luxus – oder große Liebe

Strömende Musik. Das Einstudieren war mühsam, aber jetzt freut sich Stoyanova auf die schöne Danae.
Strömende Musik. Das Einstudieren war mühsam, aber jetzt freut sich Stoyanova auf die schöne Danae.(c) Johannes Ifkovits
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Krassimira Stoyanova über Richard Strauss’ „Die Liebe der Danae“: Die Umstände der Uraufführung waren dramatisch.

Unter den Opernpremieren der diesjährigen Salzburger Festspiele nimmt die Neuinszenierung von Richard Strauss’ „Die Liebe der Danae“ eine herausragende Stellung ein: Das Werk ist innig mit der Geschichte der Festspiele verknüpft. Richard Strauss kommt als Mitbegründer des Festivals ja seit jeher – neben Mozart, dessen Da-Ponte-Zyklus heuer geschlossen zu erleben sein wird – die Position des Genius Loci zu. Und die „Danae“ war als vorletzte vollendete Oper des Meisters für eine Uraufführung im Rahmen der Festspiele ausersehen. Allerdings konnten die Vorbereitungen dazu in den Wirren des Zweiten Weltkriegs nur langsam Formen annehmen; „Capriccio“, nach der „Danae“ komponiert, aber weitaus kammermusikalischer strukturiert, kam bereits 1942 in München heraus.

Der „totale Krieg“. Für das riesenhafte Antikendrama brauchte man Zeit und Energie. 1944 sollte es so weit sein – doch der von Hitlers Propagandaminister, Joseph Goebbels, proklamierte „totale Krieg“ kostete nicht nur viele weitere Millionen Menschen das Leben, sondern machte auch alle Hoffnungen auf eine Realisierung der „Danae“ zunichte. Die Theater wurden geschlossen; und der damalige Dirigent, Clemens Krauss, sah sich mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper mit der Tatsache konfrontiert, dass die Früchte der monate-, ja eigentlich jahrelangen Vorbereitungsarbeit nicht geerntet werden konnten. Vor allem aber war der Komponist Strauss in jenem Jahr gerade 80 Jahre alt geworden. Um ihm zu ermöglichen, seine Oper wenigstens ein einziges Mal zu hören, arrangierte Krauss gegen alle politischen Widerstände die Genehmigung, die perfekt gediehene Uraufführungsproduktion zumindest in einer Generalprobe vor einem geladenen Publikum ablaufen zu lassen. Die, die dabei waren, berichten über eine berührende Begegnung mit dem Komponisten, der mit tränenerstickter Stimme allen Mitwirkenden seinen Dank aussprach. Die eigentliche Uraufführung – mit einer etwas verjüngten Sängerbesetzung – fand dann zwar im Salzburger Festspielhaus, aber schon posthum statt. Richard Strauss war 1949 gestorben, im August 1952 hob sich der Vorhang über der „Danae“ zum ersten Mal offiziell. Das Werk fand nicht Eingang in die internationalen Spielpläne.

Jupiter und Midas. Dass das nicht daran liegt, dass die Musik schwächer wäre als die früherer Strauss-Partituren oder jene des späteren „Capriccio“, davon ist die neue Salzburger Titelheldin überzeugt: Krassimira Stoyanova weiß nach langer Probenarbeit zu berichten, „wie schwierig dieses Stück ist, und zwar nicht nur für mich, sondern buchstäblich für alle Sänger, den Chor und das Orchester“.

Der Aufwand, den Strauss für seine letzte Griechenoper treibt, ist immens. Die Anforderungen an die Interpreten sind es ebenso. Dass es von der „Danae“ nicht allzu viele Aufnahmen gibt, stört Stoyanova kaum: „Ich höre zur Vorbereitung eigentlich nie CDs an. Ich möchte mir meine Partien selbst erobern, in sie hineinwachsen“, sagt sie, die in den vergangenen beiden Festspieljahren gegen die wahrhaft gloriose Konkurrenz an Salzburger Marschallinnen in Harry Kupfers exzellent hintergründiger „Rosenkavalier“-Inszenierung anzusingen und anzuspielen wusste und sich damit international als eine der großen Strauss-Diven etablieren konnte.

In Mailand hat man unter Zubin Mehtas Leitung eben Reprisen dieses „Rosenkavaliers“ gezeigt. Von dieser Aufführungsserie kam Stoyanova direkt zu den Proben nach Salzburg – wieder unter die Fittiche von Franz Welser-Möst, der schon nach dem ersten „Rosenkavalier“-Jahr bei den Festspielen vorgeschlagen hatte, sich doch gemeinsam an das „Danae“-Projekt zu wagen. „Ich arbeite sehr gern mit ihm zusammen“, sagt Stoyanova, „und nach dem wirklich mühsamen Arbeiten an dieser ungemein komplexen Partie freue ich mich, dass ich dazu Ja gesagt habe: Die ,Danae‘ enthält viel herrlichen Strauss, nicht zuletzt im dritten Akt, wenn sie entscheidet, wohin ihr Weg gehen soll, ob sie sich dem Jupiter anvertrauen soll oder doch dem Midas“ – eine Entscheidung zwischen goldglänzendem Luxus und einer Bescheidenheit, die von großer Liebe geadelt wird. „Das ist ein Lebewohl“, schwärmt Stoyanova, „das etwas von der Marschallin hat.“ Und es ist, wie bei Richard Strauss so oft, „Musik, die so richtig strömt. Ideal für die Stimme.“
Krassimira Stoyanova, zu Gast in allen bedeutenden Opernhäusern, bereitet übrigens für die kommende Sommersaison ein weiteres Rollendebüt für Salzburg vor: „Ganz etwas anderes, die Lucrezia Borgia für eine konzertante Aufführung.“

Neben Strauss ist es auch die Italianità, die dieser Edelstimme besonders liegt, nicht von ungefähr ist der Auftrittsplan der kommenden Saison dominiert von Aufführungen der „Aida“ (an der New Yorker Met), des „Otello“ (in Madrid) und des „Don Carlos“: Die Elisabetta singt sie an der Scala, in Covent Garden und an der Wiener Staatsoper, „die ja doch meine Heimat ist“, wie sie sagt: „Ich liebe das Haus, ich liebe das Publikum und fühle mich ganz geborgen.“ Jetzt aber einmal der Salzburger „Goldregen“ in einer Produktion von Alvis Hermanis, eine Novität, nicht nur für die Sängerin der Danae.

Tipp

„Die Liebe der Danae“. Mit Tomasz Konieczny, Norbert Ernst, Mária Celeng u. a., 31. 7., 5., 8., 12., 15. 8. Großes Festspielhaus.

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