Bregenz: Eröffnung mit Hamlet und Dollfuß-Puppe

Nationalratspräsidentin Doris Bures.
Nationalratspräsidentin Doris Bures.(c) APA/BKA/ANDY WENZEL
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Die Bregenzer Festspiele begannen erstmals ohne einen Bundespräsidenten.

„Am Ermöglichen von Kunst, kritischer Kunst, von Kunst, die vielleicht genau jenen nicht zusagt, die sie ermöglichen“, sei die Offenheit einer Gesellschaft abzulesen, sagte Nationalratspräsidentin Doris Bures in ihrer Rede, mit der sie – in Ermangelung eines Bundespräsidenten – die 71. Bregenzer Festspiele eröffnete. Kulturminister Thomas Drozda erinnerte in seiner Ansprache an die Anfänge der Festspiele im Jahr 1946 auf zwei Kieskähnen: „In einer Stadt, die nicht einmal über ein Theater verfügte, war die Idee, Festspiele abzuhalten, außergewöhnlich.“ Kunst müsse sich nicht und niemals über Umwegrentabilitäten rechtfertigen, erklärte er, sie sei der Reichtum der Gesellschaft, die Politik müsse ihre freie Entwicklung ermöglichen, sei aber auch für ihre Finanzierung verantwortlich.

Zur Eröffnung gab's einen bunten Reigen mit Auszügen aus den Stücken des heurigen Festivals, etwa Arien aus „Hamlet“ und „Turandot“ und dem Lied „Ich bin so xund“ aus der „Staatsoperette“ von Otto M. Zykan: Eine Engelbert-Dollfuß-Puppe trug darin gruselig die Überzeugungen des Austrofaschismus vor.

Auch als Conférencier der Eröffnung fungierte eine Handpuppe, ebenfalls aus der Werkstatt von Nikolaus Habjan: Eine launige alte Dame namens Heidelore Schädelknecht wurde von Habjan an der Reihe der Politiker vorbeigeführt, da entkam ihr ein „Da wird mir ganz schlecht . . .“, erst nach einer kurzen Pause fügte sie „vor Aufregung“ dazu.

Am Abend hatte dann „Hamlet“ von Franco Faccio im Festspielhaus Premiere, eine 1865 uraufgeführte, doch lange vergessene Oper. Eine große Rezension erscheint in der „Presse“ am Freitag. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2016)

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