Sir Neville Marriners untrügliches Gespür für Mozart

(c) Salzburger Festspiele / Marco Borrelli
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Der 92-jährige Dirigent begeisterte Musiker wie Publikum im Mozarteum.

Schön, wenn die Arbeit Freude macht und man das auch zeigen darf! Selten hat man so viele lächelnde, glückliche Musikergesichter auf der Bühne gesehen wie an diesem Wochenende im Salzburger Mozarteum. Urheber dieser kollektiven Begeisterung des Mozarteum-Orchesters war ein 92-jähriger, der niemandem mehr beweisen muss, wie unglaublich viel er von Mozart versteht, der aber seit Jahren beweist, wie jung Musik hält.

Er gibt Mozart genau das, was Mozart braucht: ein in den Ecksätzen zügiges, aber nicht überhastetes Tempo, einen natürlichen Fluss, in dem sich die Phrasen wie von selbst entfalten können, durchbrochen von forschen, aber nicht ruppigen Akzenten, versetzt mit einer wohldosierten Portion Witz. Es ist eine wissende Zurückhaltung, mit der es Marriner schafft, Mozarts Musik von innen heraus leuchten zu lassen. Zuerst dessen Symphonie Nr. 39 in Es-Dur, dann das 3. Violinkonzert in G mit der in ihrer unprätentiösen Haltung perfekt dazu passenden Solistin Alina Pogostkina. Sie schafft das Kunststück, ihre Stradivari so weit zu zähmen, dass deren satter Ton nicht alles andere an die Wand des schönsten Salzburger Konzertsaales drückt, sondern wie eine Blume aus dem Orchestersatz herauswächst. Es ist ein stetes Geben und Nehmen zwischen Solistin und Orchester, eine selten so geglückte Symbiose.

Nach der Pause eine vor Elan und jugendlicher Frische nur so sprühende Erste Beethovens, mit plastisch herausgearbeiteten Dialogen im ersten Satz und wunderbar fein von den Streichern umgarnten Bläsern im Trio des dritten. Und Sir Neville hat den Jungbrunnenbeweis wieder eindrucksvoll erbracht. (hd)

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