Kurze Schlacht um Wiener Oper

Er hat noch viel vor: Wird der amtierende Direktor, Dominique Meyer, die Staatsoper auch nach 2020 leiten?
Er hat noch viel vor: Wird der amtierende Direktor, Dominique Meyer, die Staatsoper auch nach 2020 leiten?(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Kulturminister Thomas Drozda hat die Position des Staatsopern-Direktors ausgeschrieben. Er will noch heuer entscheiden, ob die Führung im Herbst 2020 wechselt.

In vergleichsweise kurzer Frist möchte Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) entscheiden, ob der Vertrag des amtierenden Staatsopern-Direktors, Dominique Meyer, um weitere fünf Jahre verlängert wird, oder ab 2020 ein neuer Intendant im Haus am Ring ans Werk gehen wird. Soeben wurde die Position ausgeschrieben (siehe das Inserat auf Seite 28). Bis 9. Dezember läuft die Bewerbungsfrist, noch in diesem Kalenderjahr soll die Entscheidung fallen. Die Zeit drängt auch deshalb, weil für die fragliche Zeit, ab September 2020, bereits geplant werden muss. Die Vorlaufzeit für Premieren und Star-Engagements wird immer länger.

Minister Drozda will sich die Entscheidung über diese Frage selbst vorbehalten und wird keine Findungskommission einsetzen. Als ehemaliger kaufmännischer Direktor des Burgtheaters und des Theaters an der Wien nehme er für sich „in Anspruch, mich in diesem Metier sehr gut auszukennen“. Sicher ist, dass der amtierende Staatsopernchef, Dominique Meyer, sich wieder bewerben wird: „Ich habe viele Projekte“, sagt er, gerade anlässlich des Staatsopern-Gastspiels in Japan, in einem kurzen Telefongespräch.

Die Ausschreibungskriterien zu erfüllen wird Meyer jedenfalls nicht schwerfallen. Gefordert sind ausdrücklich die „Sicherung des Status als repräsentatives Haus für Oper und Ballett“, aber auch „der Blick in die Zukunft“. Beim Repertoire wünscht man sich „Einbeziehung zeitgenössischer künstlerischer Ausdrucksformen“, für das Ballett „ausreichend Raum und der Ausbau eines selbstständigen Profils“.

Letzteres scheint mit dem Engagement des Ballettchefs Manuel Legris – und wenige Tage nach einer eigens für die Wiener Compagnie geschaffenen Uraufführung – doch ausreichend gegeben. Die Einbindung „zeitgenössischer künstlerischer Ausdrucksformen“ könnte als Auftrag gewertet werden, mehr neue Werke in den Spielplan einzubinden. Uraufführungen von Auftragswerken sind schon für die Zeit bis 2020 angekündigt.

Erstmals eine „Frau Direktor“?

Spannend die Frage, wer sich außer Dominique Meyer bewerben wird. Das Naheverhältnis des Kulturministers zu seinen früheren Ko-Direktoren Nikolaus Bachler (derzeit München) und Roland Geyer (Theater an der Wien) ist kein Geheimnis. Doch sind beide Kandidaten älter als Dominique Meyer.

Viel diskutiert wurde in Wien auch das Gerücht, dass Drozdas Vorgänger, Josef Ostermayer, der ehemaligen Mitarbeiterin von Meyers Vorgänger, Ioan Holender, Elisabeth Sobotka, Präferenz eingeräumt hätte. Sobotka leitet nach ihrem Abgang von der Grazer Oper (wo sie von 2009 bis 2014 war) die Bregenzer Festspiele und gilt als Lieblingskandidatin jener Kulturpolitiker, die endlich eine Frau an der Spitze des Traditionshauses sehen möchten. Sie ist (Jahrgang 1965) jedenfalls mit Abstand die jüngste der derzeit genannten Persönlichkeiten. Überraschungen sind aber auch diesbezüglich nicht ausgeschlossen. Dominique Meyer ging einst als Überraschungskandidat aus der Ausschreibung für die Holender-Nachfolge hervor.

Eine breite Befürworterfront hat dem Vernehmen nach der vor drei Jahren freiwillig ausgeschiedene Dirigent Franz Welser-Möst, der mit Dominique Meyer 2010 als Generalmusikdirektor antrat. Als möglicher Mann an Welser-Mösts Seite wurde der Regisseur und zuletzt Interimsintendant der Salzburger Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, genannt. Ob einer der beiden sich bewerben wird, bleibt abzuwarten.

Eine harte Vorgabe für jeden Kandidaten – auch für Dominique Meyer selbst – sind nebst dem hohen Niveau der Besetzungen im täglichen Repertoirebetrieb die Zahlen: Seit dem Abgang von Ioan Holender erwirtschaftete die Staatsoper um sieben Millionen Euro mehr an Einnahmen aus dem Kartenverkauf (der Schnitt stieg von 28 auf 35 Mio.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2016)

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