Orchestrale Enttäuschung aus Oslo

Konzerthaus
Konzerthaus(c) Lukas Beck
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Vor allem plakativ: Das Oslo Philharmonic Orchestra unter seinem Chefdirigenten, Vasily Petrenko, mit Dvořák, Prokofieff und Schostakowitsch.

Lang war das Oslo Philharmonic Orchestra als Klangkörper mittlerer Qualität bekannt, dann erlebte es unter Mariss Jansons, der von 1979 bis 2002 sein Chefdirigent war, einen Höhenflug – mit vielen Einladungen von renommierten Veranstaltern und zu großen Festivals, darunter den Salzburger Festspielen, mit Plattenaufnahmen, die bis heute geradezu Kultstatus genießen.

Auf Jansons folgten André Previn und Jukka-Pekka Saraste, seit 2013/14 ist der in St. Petersburg geborene und dort, auch bei Jansons, ausgebildete Vasily Petrenko im Amt. Schon seit 2009 leitet er das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, seit 2015 das European Union Youth Orchestra. Dazu kommen etliche Gastdirigate im Konzertsaal und in wichtigen Opernhäusern. Möglich, dass bei einer solchen Vielfalt an Aktivitäten nicht für alles genug Zeit bleibt. Wenigstens der Auftritt im Konzerthaus hinterließ einen solchen Eindruck. Auch den, dass Petrenko offenbar immer sehr rasch zum Erfolg kommen will. Schostakowitschs an sich schon knallige Festouvertüre lud er mit solchem Effekt auf, wie man es sonst bei einer Zugabe erwartet. Ihre originelle Struktur kam bei dieser vor allem auf plakative Wirkung zielenden Wiedergabe zu kurz.

Auch beim Finalstück – einer sehr eigenwilligen Mischung aus den beiden Romeo-und-Julia-Suiten von Prokofieff – ging es ihm mehr um die große, Eindruck hinterlassende Geste als die differenzierte Herausarbeitung von Details. Dazu gesellten sich Ungenauigkeiten im Zusammenspiel und verwackelte Bläsereinsätze, die bereits den Mittelteil dieses Abends trübten: Dvořáks Cellokonzert mit Truls Mørk als souveränem, allerdings wenig charismatischem Solisten. Er hatte wiederholt gegen die ihn beinahe erdrückenden Klangmassen des Orchesters zu kämpfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2016)

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