Musikverein: Höchst kultivierte Harfenklänge

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Les Arts Florissants gastierten unter William Christie in Wien – mit Xavier de Maistre als brillantem Solisten.

Die Harfe hat nur wenige große Komponisten zu Solokonzerten inspiriert. Deswegen sind Harfenisten meist gezwungen, sich mit Werken weniger bekannter Meister zu begnügen: Johann Baptist Krumpholz, ein Schüler von Haydn und Wagenseil, der als Harfenist im alten Burgtheater wirkte, Mitglied im Esterházy'schen Orchester war, sich schließlich in Paris als Komponist, Lehrer, Instrumentenbauer und Harfenvirtuose niederließ, mag dem einen oder anderen noch ein Begriff sein. Kaum aber der deutsche Komponist Johann David Hermann – auch wenn er zu Lebzeiten als Klavierlehrer der Königin Marie Antoinette und Komponist ein wichtiger Name im Pariser Musikleben war.

Jedenfalls stach sein zweisätziges Harfenkonzert an diesem Gastspielabend des renommierten französischen Ensembles Les Arts Florissants, das mit seinem Gründer William Christie im Rahmen einer Europa-Tournee in Wien Station machte, das ungleich konventioneller gebaute von Krumpholz aus. Im Wesentlichen ist es der F-Dur-Dreiklang, aus dem Hermann sein F-Dur-Harfenkonzert Opus 9/1 aufbaut. Im ersten Satz wechseln dramatische und poetische Momente, wobei die Motive jeweils vom Soloinstrument vorgegeben werden. Der zweite präsentiert sich als ebenso brillantes wie abwechslungsreiches Rondo, das dem Solisten technisch Höchstes abverlangt – auch wenn es sich nie so anhörte, denn Xavier de Maistre meisterte die Klippen dieses Werks mit stupender Leichtigkeit, bestach durch eine eloquente, sich auch noch durch besondere Eleganz auszeichnende Phrasierung.

Haydns „La Reine“

Hier waren dem einstigen Soloharfenisten der Wiener Philharmoniker die französischen Musiker ungleich wendigere und präzisere Begleiter als beim auf drei Sätze ausgelegten fünften Harfenkonzert von Krumpholz. Wie überhaupt Les Arts Florissants diesmal etwas enttäuschten. Nicht mehr als kultiviert, aber ohne die Kantabilität dieses Werks wirklich auszukosten, gelang das Einleitungsstück, Mozarts „Kleine Nachtmusik“ KV 525, das im Stehen und in kleiner Besetzung geboten wurde. Im Stehen musizierten die französischen Gäste am Beginn des zweiten Teils auch eine von Joseph Haydns „Pariser Symphonien“, „La Reine“, die Marie Antoinette besonders geschätzt haben soll, daher dieser Beiname. Freilich lässt sie sich ungleich spannender, vor allem auch farbiger und akzentreicher interpretieren, als es in William Christies zu behutsamer Lesart der Fall war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.