Bruckners Dritte, unaufgeregt, aber spannend

Daniel Barenboim
Daniel Barenboimimago/Agencia EFE
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Die Berliner Staatskapelle unter Daniel Barenboim spielte im Musikverein Bruckner und Mozart.

Dreimal hat Daniel Barenboim eine Gesamteinspielung der Bruckner-Symphonien vorgelegt: die erste mit dem Chicago Symphony Orchestra, die zweite mit den Berliner Philharmonikern. Die dritte, die seit wenigen Tagen auf dem Markt ist, mit dem Orchester der Oper Unter den Linden, der Staatskapelle Berlin, die Barenboim seit 1992 als GMD leitet. Diese CD-Box enthält ausschließlich Live-Mitschnitte aus Berlin und Wien, die ersten drei Symphonien aus dem Musikverein.

Die Dritte in ihrer meistaufgeführten Fassung von 1877 nun auch im Goldenen Saal: Wie zu erwarten setzte Barenboim auf die große Linie, arbeitete die weiten melodischen Entwicklungen klar heraus, bereitete die Höhepunkte souverän vor und wählte in sich stimmige, das komplexe melodische Lineament dieser d-Moll-Symphonie deutlich zeichnende Tempi. Prägnant erstanden die Steigerungen. Nur im Adagio gelang es nicht immer, die Spannung durchzuhalten. Einmal mehr zeigte Barenboim mit dieser Interpretation, dass er zu den wenigen Dirigenten zählt, die um das Geheimnis unprätentiösen Musizierens und natürlichen Atmens mit ihren Musikern wissen – auch wenn seine Berliner diesmal nicht immer mit der geforderten Kantabilität und Prägnanz agierten.

Dass er seine Musikerlaufbahn als Pianist begonnen hat, hat Barenboim nie vergessen. Auch diesmal führte er ein Klavierkonzert im Gepäck, mit dem er sich außerdem in der Doppelrolle Solist-Dirigent präsentieren konnte: Mozarts als „Krönungskonzert“ bekanntes D-Dur-Konzert KV 537. Auch hier dominierten im Orchester wie beim mit viel Detailliebe seinen Solopart auskostenden Barenboim Natürlichkeit des Ausdrucks und Selbstverständlichkeit in Artikulation und Phrasierung. Ein Kabinettstück war die Kadenz fürs einleitende Allegro: Sie stammte von der vor allem als Cembalovirtuosin bekannten Wanda Landowska, verbindet Elemente aus diesem Konzertsatz mit „Figaro“- und „Don Giovanni“-Zitaten – ein Repertoire, mit dem Barenboim einst seine Dirigententätigkeit begonnen hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2017)

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