Geglückte Probe für Hamburg

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GERMANY-MUSIC-ENTERTAINMENT-ELBPHILHARMONIE(c) APA/AFP (JOHN MACDOUGALL)
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Die Philharmoniker stellten eine zeitgenössische Brahms-Adaption vor, mit der sie in der Elbphilharmonie gastieren werden.

Mit Ingo Metzmacher und Semyon Bychkov treten die Wiener Philharmoniker in den kommenden Tagen eine kurze Deutschland-Tournee an, die sie auch in die neue Elbphilharmonie nach Hamburg führen wird. Unter Metzmacher werden sie Weberns Sechs Orchesterstücke Opus 6b, die erste Symphonie von Karl Amadeus Hartmann und die „Elfte Schostakowitsch“ aufführen. Unter Bychkov werden sie mit einer ganz auf Hamburg ausgerichteten Zusammenstellung gastieren: der ersten Symphonie von Gustav Mahler, der an der Hamburger Oper bekanntlich als Erster Kapellmeister wirkte, und den „Vier ernsten Gesängen“ von Johannes Brahms. Diese allerdings in einer zeitgenössischen Bearbeitung des wie Brahms aus Hamburg gebürtigen Henze-Schülers Detlev Glanert.

Dieses Programm war dieser Tage gleich dreimal im Musikverein zu hören: im Rahmen der 3. Soiree sowie des vierten philharmonischen Abonnementkonzerts. Dem auch als Opernkomponist renommierten Glanert ist mit seinem Projekt, diese späten Brahms-Gesänge nicht nur zu orchestrieren, sondern sie mit vier Präludien zu verbinden, Besonderes geglückt. Weil er sich bei der Orchestrierung hinsichtlich Orchestergröße und Wahl der Instrumente dezidiert an den Orchesterwerken von Brahms orientiert und aus dem Material der Gesänge die einzelnen Vorspiele und das Nachspiel entwickelt, präsentiert sich dieses Werk wie aus einem Guss. Dennoch verzichtet der Komponist nicht auf eine persönliche Note. So lässt er im dritten Präludium die Klangwelt Mahlers aufblitzen, greift aber ebenso die Tradition des für Brahms wichtigen „Hamburger Totentanzes“ auf.

Das Stück erfuhr bereits am ersten Wiener Abend durch die differenziert aufspielenden Philharmoniker und den profunden, wortdeutlich artikulierenden dänischen Bassisten Johan Reuter eine ideale Wiedergabe. Noch nicht ganz in Tourneeform zeigten sich die Philharmoniker am Freitag bei Mahlers „Erster“. Vor allem die Bläser ließen zuweilen Sauberkeit und Präzision im Zusammenspiel vermissen. Ungleich besser kamen die Streicher mit Bychkovs vor allem auf vorwärts drängende Impulsivität, markante Konturen und kraftvolle Akzente setzender Lesart dieser frühen D-Dur-Symphonie zurecht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2017)

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