Bella Figura: Alice Firenze und Davide Dato

(c) Jork Weismann
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Ein italienischer Pas de deux: Alice Firenze und Davide Dato, ausgebildet in Mailand, tanzen heute erfolgreich in Wien.

Nicht nur in Jiří Kyliáns wundersamem Ballett „Bella Figura“ zeigen sie diese, die schöne Figur. Auch als Gerda und Kai im Märchenballett „Die Schneekönigin“, als Birbanto und Zulméa in „Le Corsaire“, auf dem Opernball, in der Fernsehübertragung des jüngsten Neujahrskonzerts oder auf einer Gala sind die beiden aus Italien stammenden Tänzer immer wieder im „Duo“ (András Lukács) zu sehen. Ein Paar sind sie allerdings nur auf der Bühne, fern des Probensaals tanzen Alice Firenze und Davide Dato getrennt. Beide hat es aus Mailand ans Wiener Staatsballett gezogen, doch sie stammen aus verschiedenen Gegenden ihrer Heimat. Die siebenschöne Alice ist in der Hafenstadt Genua geboren; Davide kommt aus dem bergigen Biella im Piemont. Studiert haben beide in Mailand, wenn ich auch nicht gemeinsam. Alice verbrachte ihre Jugendjahre im Internat: „Bei den Nonnen. Jeden Abend mussten wir selbst die Teller abwaschen und immer beten.“ Wenn sie gefragt wird, ob sie in dieser strengen Schule gezähmt worden sei, verdreht sie die Augen und lacht: „Im Gegenteil. Ich muss viel nachholen.“ Später ging sie tapfer täglich in die Ballettschule der Mailänder Scala und legte ihre Diplomprüfung mit Erfolg ab. Das Angebot, an der Scala zu tanzen, hat sie ausgeschlagen, stattdessen in Wien vorgetanzt und Ballettdirektor Gyula Harangozó begeistert. Heute, mehr als zehn Jahre nach ihrer Ankunft, ist Alice Firenze schon fast eine Wienerin.

Tanzende Schwestern. So schnell wie Davide Dato Deutsch gelernt hat, im Gymnasium der Ballettschule in Wien, darf man auch ihn als Wahlwiener bezeichnen. Wie Firenze hat auch er eine Schwester, die ihn zum Tanzen animiert hat. Als Hip-Hop-Duo feierten die Geschwister schon in jungen Jahren Erfolge; erst später entdeckten beide ihre Liebe zum Ballett. Heute ist Greta Dato Solistin am Staatstheater Cottbus. Auch Firenzes Schwester tanzt – ganz privat: „Sie will keinen Tag ohne Tanz sein, von Beruf ist sie jedoch Ingenieurin geworden.“ Alice ist hinter der Schwester hergehüpft, hat statt Hausschuhen kleine Ballettschläppchen getragen und sich zur Musik gewiegt. „Anmutig und gelenkig“, dachte die Mutter und meinte, Ballett wäre die geeignete Ausbildung für die jüngere Tochter. Alice widersprach nicht, gehorchte der gnadenlosen Ballettmeisterin. „Im ersten Jahr, mit elf, habe ich nur geweint. Aber ich weine auch jetzt wenigstens einmal in der Woche. Alles muss raus.“

Als sie 2013 zur Solotänzerin ernannt wurde, blieben die Augen trocken: „Ich war einfach erstaunt und habe gar nichts gefühlt.“ Davide Dato wurde zugleich mit Firenze zum Solotänzer ernannt. Firenze hatte in der Saison 2012/13 in Stephan Thoss’ bewegendem Ballett „Blaubarts Geheimnis“ in der Volksoper nicht nur die weibliche Hauptrolle, Judith, kreiert, sondern auch gleich elf Mal getanzt. „Eine anstrengende Rolle, nicht nur physisch, auch mental. Ich bin immer ganz fertig gewesen danach, aber es ist meine Lieblingsrolle. Weil ich überhaupt gern richtige Rollen spiele, Ballette mag, die eine Geschichte erzählen“, erinnert sich Firenze, die die Rolle in nur zwei Wochen erlernt und sich damit den Status als Solotänzerin endgültig ertanzt hat.

Schönes Paar. Auch Davide Dato war der Aufstieg zum Solisten keine Träne wert. Drei Jahre später riss er mit umwerfendem Charme und hohen Sprüngen als Basil im „Don Quixote“ nicht nur das Publikum von den Sitzen, sondern auch Direktor Manuel Legris. Noch ahnte der Solotänzer nicht, dass hinter dem Vorhang ein neuer Erster gebacken werden sollte: Davide Dato. „Natürlich wartet man immer auf eine Beförderung. Aus der Gruppe heraus zum Halbsolisten und dann zum Solisten hat es für mich ziemlich lang gedauert.“ Andere warten ein Leben lang. Dato hat 2008 das Maturazeugnis und gleichzeitig sein Ballettdiplom erhalten. Schon im Vorbereitungsjahr („Theaterklasse“) durfte er auf der großen Bühne tanzen, 2009 war er fix engagiert, 2011 bereits Halbsolist, zwei Jahre später Solist, und seit 2011 gehört er als Erster Solotänzer zur Crème des Wiener Staatsballetts: „Die Ernennung zum Solotänzer kam dann schnell für mich.“ Da sind dem kaum 26-Jährigen dann doch die Tränen gekullert: „Ich konnte drei Nächte nicht schlafen, die Gedanken sind gekreist. Endlich muss ich nicht mehr kämpfen. Doch werden jetzt dauernd Höchstleistungen von mir verlangt? Erst nach ein paar Tagen habe ich ein Glücksgefühl gespürt.“ Firenze wollte ihre Ernennung sofort teilen. „Ich habe sofort meine Mama angerufen. Erst durch ihre Freude habe ich auch meine gespürt.“ Ein schönes Paar, die Pragmatikerin mit dem Romantiker. Zigeunerkönig und Basil in „Don Quixote“, Bettlerkönig in „Manon“ oder Bratfisch in „Mayerling“; ungarische, spanische, arabische Tänzerin, Zigeunerin, Schatten der „Marie Antoinette“ oder Mizzi Caspar in „Mayerling“ – zwei Charaktertänzer? „Auch“, betont Dato und hat ein Bonmot parat: „Tänzer mit Charakter!“

Für die nächste Premiere, zwei Ballette von John Neumeier, wird von beiden schon eifrig mit den aus Hamburg eingeflogenen Ballettmeistern Janusz Mazon und Victor Hughes und mit dem Ersten Solotänzer ­Alexandre Riabko studiert. In Neumeiers „Pavillon d’Armide“ tanzt Dato einen „Danse Siamoise“: „in einem komischen Kostüm, ich sehe aus wie eine Frau“. Firenze ist eine der Solistinnen in Neumeiers Choreografie von Igor Strawinskys Ballett „Le Sacre du printemps“.

Gleich danach wird das italienische Duo in den Kostümen von Christof Cremer den Opernball, choreografiert von Lukas Gaudernak, tanzend eröffnen und später auf dem Parkett sämtliche Regeln abschütteln und sich unbeschwert, ganz privat, im Walzertakt drehen.

Tipp

John Neumeier: „Le Pavillon d’Armide“ / „Le ­Sacre du printemps“, Premiere, 19. Februar, Wiener Staatsballett in der Staatsoper. Opernball 2017, 23. Februar, Wiener Staatsoper.

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