Für Schumann braucht man mehr Schattierungen

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Symbolbild Konzerthaus(c) APA/Heinz Zeggl
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Das Artemis Quartett überzeugte im Konzerthaus mit Beethoven und Bartók. Bei Schumann enttäuschte die Pianistin.

Maria João Pires und das Artemis Quartett mit Schumanns Klavierquintett: Das versprach Besonderes. Die prominente Pianistin aber sagte, wie man im Programm las, „aus dispositorischen Gründen“ ab. So bekam ihre russische Kollegin Anna Vinnitskaja ihre Chance: eine Interpretin, deren Fokus weniger auf dem klassischen Repertoire liegt, sondern vor allem auf der russischen Trias Rachmaninow, Prokofieff und Schostakowitsch, auf Französischem, aber auch Bartók.

Schumann scheint ihr weniger zu entsprechen, das zeigte ihr Auftritt im Mozartsaal des Konzerthauses. Mit kräftigen Akkorden und virtuos hingelegten Passagen, dazu einigen zu kalkuliert-zögerlich formulierten lyrischen Episoden allein ist dem anspruchsvollen Klavierpart dieses fantasievoll konzipierten Stücks nicht beizukommen. Will man es aus seiner ganzen Perspektive darstellen, bedarf es ungleich mehr dynamischer Schattierungen, nicht nur nach vorwärts drängender Tempi, vor allem eines stärkeren Zugehens auf die Partner. Die Mitglieder des Quartetts zeigten in den ihnen allein überlassenen Partien, dass dieses Werk nichts von seinem mitreißenden Schwung, schon gar nichts von seinem melodischen Charme verliert, wenn man es mit zurückhaltenderer Brillanz darstellt.

Schade, denn der erste Teil des Abends war exzellent. Plastischer in den Details, transparenter in den Stimmen und genauer im Zusammenspiel lässt sich Beethovens D-Dur-Streichquartett Opus 18/3 nicht darstellen. Allenfalls im zweiten Satz wäre mehr innere Bewegtheit angebracht gewesen. Fulminant gelang Bartóks drittes Streichquartett. Hier stimmte einfach alles: Tempi, Artikulation, Phrasierung, Rhythmik und Dynamik. Eine Wiedergabe, an die man sich lang erinnern wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2017)

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