Epische Breite für die Welt von gestern

Wiener Staatsoper
Wiener Staatsoper(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken


Wieder im Repertoire der Staatsoper: "Arabella", die letzte gemeinsame Oper von Strauss und Hofmannsthal.

Die liebevoll-gemächliche Gangart von Peter Schneider am Pult lässt die lyrischen Höhepunkte erblühen, die Richard Strauss für Hofmannsthals nostalgische „Arabella“-Fantasiewelt gefunden hat – und vor allem die Waldner-Töchter nützen die Gelegenheit, darin aufzugehen. Camilla Nylund klingt zwar nicht immer frei und konzentriert, aber ihre Arabella besitzt die nötige Reinheit, stimmlich wie äußerlich. Chen Reiss schmiegt sich als neue Zdenka mit sauberen Linien an sie – wenn auch mit wenig Bewusstsein für den Text. Aber auch dort, wo das Parlando der Konversationskomödie Nonchalance und Tempo brauchen würde, bleibt Schneider bei seiner ruhigen Ausführlichkeit.

Deshalb zieht sich das Ganze, vor allem im dritten Aufzug. Man fragt sich: Wo bleibt Arabella, die mit dem erlösenden Glas Wasser die Treppe herunter schwebt? Die Treppe ist hier eine verbaute Doppelstiege, die das Hin und her im Hotel verschleiert, nicht erhellt. Überhaupt rächt sich die Idee von Regisseur Sven-Eric Bechtolf und den Ausstattern Marianne und Rolf Glittenberg, Hofmannsthals Traum vom alten Wien naturalistisch in seine Entstehungszeit zu versetzen, in die frühen 1930er Jahre. Bo Skovhus macht immerhin gute Figur als Mandryka. Er ist ein Tollpatsch mit Stil. Sein Bariton ist etwas blass, aber wenn es darauf ankommt, zeigt er Stärke wie Zärtlichkeit. Schon bekannt waren Wolfgang Bankls gemütlicher Waldner, Herbert Lipperts stimmlich achtbarer Matteo und der parodistische Tenor-Elan, den Norbert Ernst für den Elemer mobilisiert; erstmals zu erleben: Stephanie Houtzeels jugendlich-mondäne Adelaide, und Rafael Fingerlos als betrübter Dominik. (wawe)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.