Konzerthaus: Die Freiheit des Paradiesvogels

Patricia Petibon (Archivbild).
Patricia Petibon (Archivbild).(c) imago stock&people
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„Parlez-moi d'amour“: Ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm von Sängerin Patricia Petibon.

„Paradiesvogel“ nannte sich Patricia Petibon selbst einmal. Und wie im Flug querte sie im Mozartsaal – mit der am Piano stets präzise und gefühlvoll begleitenden Susan Manoff – nicht nur alle erdenklichen Facetten der Liebe, sondern auch verschiedene Genres und sogar Kontinente. Dabei changierte die für ihre Kreativität und Wandelbarkeit bekannte Französin zwischen hochemotionalen und humorvollen Interpretationen.

Besonders fesselnd gelang „La rosa y el sauce“ des argentinischen Komponisten Carlos Guastavino. Der Text behandelt die tragische Liebe zwischen einem Weidenbaum und einer ihn in der Blüte umarmenden Rose, die jäh voneinander getrennt werden, als ein junges Mädchen die schöne Blume mit sich nimmt. Petibon imitierte die Klage der Weide zuletzt in einem fast nur mehr gehauchten „Ah“.

Kabarettistisches Geschick zeigten die Musikerinnen zur Filmmusik Frank Churchills. Zu „Someday My Prince Will Come“ aus dem Disney-Klassiker „Schneewittchen“ brachte Petibon in komödiantischer Manier ihre eigene pantomimische Kurzfassung des Grimm'schen Märchens dar. Gewürzt wurde die musikalisch wenig aufregende Nummer mit Popart-Anspielungen, ganz im postmodernen Collagenstil. Zwischen Gesangszeilen und Trötentönen fragte Petibon ironisch: „Princess or precious?!“ Wem das zu viel der Theatralik war, der konnte sich etwa am „Granada“ des Mexikaners Agustín Lara erfreuen, das Petibon feurig und alles andere als kitschig modellierte. Ihre unverwechselbaren Triller ließ sie ein letztes Mal in der zweiten von Manuel de Fallas „Canciones Populares Españolas“, der „Asturiana“, hören. Die Kombination aus der fast durchgängig nur zwischen zwei Tönen wechselnden Bewegung der Sechzehntelnoten im Klavierpart und Petibons getragener, aber vorwärtsdrängender Stimme brachte die Spannung im Saal auf ihren Höhepunkt.

Vor der Zugabe brachte Petibon eine Erklärung für ihre schillernde Exzentrik: Nikolaus Harnoncourt (für den sie u. a. 2006 umjubelt die Giunia in Mozarts „Lucio Silla“ im Theater an der Wien gesungen hat) und seine Familie hätten ihr die Freiheit vermittelt, stets mutig auszuprobieren, zu riskieren. Frische Lebendigkeit – notwendigerweise inklusive gelegentlich weniger überzeugender Momente – strahlte das gut eingespielte Duo Petibon/Manoff tatsächlich durchwegs aus.

Im Radio: 27. März, ab 10.05 Uhr auf Ö1.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2017)

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