Musikverein: Thielemann, fast uneinholbar

Christian Thielemann
Christian Thielemann(c) EPA (BARBARA GINDL)
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Daniil Trifonov, die Dresdner und Christian Thielemann definierten die Interpretations-Kriterien für Ravel und Schönberg neu.

Das waren Maßstäbe, die da gesetzt wurden. Einerseits Ravels G-Dur-Konzert, ein echtes Virtuosen-Stück, andererseits die Tondichtung „Pelleas und Melisande“, die wegen ihrer gepanzerten Instrumentation als fast unrealisierbar gilt: Nun kam die Staatskapelle Dresden mit ihrem Chefdirigenten nach Wien, den jungen Meisterpianisten Daniil Trifonov im Schlepptau – und ab sofort haben sich alle Pianisten, die das beidhändige Ravel-Konzert spielen möchten, und sämtliche Orchester, die selbige dabei „begleiten“ möchten, an dem zu messen, was am Montagabend im Musikvereinssaal erklang.

Für hellhörige Musikfreunde war diese Wiederbegegnung mit Ravels höchst artifiziellem Amalgam aus Innovationen der musikalischen Moderne, Jazz-Elementen, romantischer Melodik und klassi(zisti)scher Formgebung wie die Betrachtung eines feinmechanischen Kunstwerks, dessen schützender Glassturz vom Museumsdiener gerade blitzblank geputzt wurde: So viele kleine Details in den tausendfältigen Verästelungen der formalen Konstruktion und der koloristischen Feinabstufung hat man wahrscheinlich noch nie hören können. Nicht von ungefähr hat Strawinsky seinen französischen Kollegen einmal einen „schweizerischen Uhrmacher“ genannt. Trifonov, Thielemann und die solistisch wie im harmonischen Ensemblespiel ungemein wachen Dresdner Musiker ließen das Räderwerk in aberwitzigem Tempo schnurren und kein Stäubchen hemmte den Gang. Während sich der Mittelsatz tatsächlich so ruhig ausnahm, wie die Vortragsbezeichnung „Adagio assai“ suggeriert – ohne dass die Spannung auch nur für einen Moment nachzulassen drohte.

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