Den zweiten digitalen Absprung hat die Tonträgerindustrie lange versäumt. Hi-Fi-Konsumenten umgehen die CD immer öfter. Doch endlich veröffentlichen große Labels hoch auflösende, lebendiger klingende Musikdateien.
Zauberwort Digitalisierung? Vielleicht sind unsere Musik-Konsumgewohnheiten das augenscheinlichste Exempel für die Umwälzungen, die uns von der Digitaltechnik beschert wurden. Nur an die Mobiltelefone haben wir uns noch schneller gewöhnt als an die CD. Nichts scheint dafür aussagekräftiger als das legendäre Bild des Dirigenten Herbert von Karajan, der neben einem fernöstlichen Firmen-Boss sitzt und sich eine Compact Disk an den Finger steckt.
„Alles andere war Gaslicht“, beschied der Maestro dem staunenden Publikum damals. Etwa ein Vierteljahrhundert war die Langspielplatte alt. Noch jünger die massentauglichen Kassettenrecorder. Und plötzlich pries der Beherrscher der Klassik-Welt, der so viele Schallplatten produziert hatte wie kein Zweiter, ein neues Medium und die dazugehörige Aufnahmetechnik als Meilenstein in der Geschichte der Ton-„Aufbewahrung“. Hinfort sollte nur noch gelten, was digital aufgezeichnet wurde.