„Saul“ im Theater an der Wien: Macht und Wahn gehen Hand in Hand

++ HANDOUT ++ FOTOPROBE 'SAUL'
++ HANDOUT ++ FOTOPROBE 'SAUL'APA/MONIKA RITTERSHAUS
  • Drucken
  • Kommentieren

Großer Jubel für Händels Oratorium mit Florian Boesch in der Titelpartie und Jake Arditti als David: Regisseur Claus Guth erzählt das zeitlose Drama vom Herrscher, der nicht weichen will, und seinem allzu jungen Nachfolger.

Saul sinniert. Das heißt, anfangs sonnt er sich noch im Lichte seiner glorreichen Vergangenheit, wie Textprojektionen über seinem Kopf klar machen. Denn als siegreicher Feldherr und von Gottes Gnaden erster König der Israeliten hat er nichts zu fürchten als – die Zukunft. Nach außen kann er das nicht tragen, denn die Krone macht einsam. Zum Nachdenken zieht er sich aus großbürgerlichem Ambiente ins Badezimmer zurück. Und in diesem weiß gekachelten Elend hockt er nun, den Speer an die Wand gelehnt.

Schon im ersten Bild macht Regisseur Claus Guth den alternden Monarchen somit zum Verwandten des Gottes Wotan: Auch der hat ja Probleme mit dem Loslassen der Macht. Schnell bekommt Sauls Zufriedenheit Risse. Ist das ein Fussel auf seinem Mantel? Was soll der Staub auf dem Boden? In einer großen und zugleich erbärmlichen Geste muss sich der König seiner selbst versichern, indem er seinen Namen mit feuchtem Kehricht an die Fliesenwand schmiert.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.