Operngeschichte: Warum ehren wir die „Meistersinger“ nicht?

In der verworrenen Bayreuth-Regie von Barrie Kosky: Johannes Martin Kraenzle als Sixtus Beckmesser
In der verworrenen Bayreuth-Regie von Barrie Kosky: Johannes Martin Kraenzle als Sixtus BeckmesserAPA/AFP/BAYREUTHER FESTSPIELE/EN
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150 Jahre nach der Uraufführung wird Wagners einst populäre Oper kaum aufgeführt – wohl wegen der Stellen, die nach Deutschtümelei klingen. Dabei geht es in ihr, wenn man's richtig versteht, um die Freiheit der Kunst.

Jüngst hätte die internationale Musikwelt ganz im allgemeinen und Wien ganz im besonderen ein Jubiläum zu feiern gehabt: Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ wurden vor 150 Jahren in München uraufgeführt.

Allein, man feierte nicht.

Auch hierzulande nicht, obwohl gerade die Entstehungsgeschichte dieses Musikdramas auf vielfältige Weise mit der Geschichte Wiens verbunden ist. An der Staatsoper ist die lange Tradition konsequenter Pflege dieses Stücks im Repertoire schon lange abgerissen. Wie hier scheint man weltweit um die „Meistersinger“ einen Bogen zu machen. Das hat möglicherweise ganz andere Ursachen als die zugegeben höchst mühsam zu beantwortende Frage nach einer tauglichen Sängerbesetzung.

Die (kultur)politischen Konnotationen zu Wagners Text sind in der jüngeren Vergangenheit um etliche skeptische Kommentare angewachsen. Sie stoßen sich vor allem an manch scheinbar haltlos deutschtümelnder Phrase. Regisseure gingen zuletzt so weit, die Passage von der „falschen, welschen Majestät“ aus der Schlussansprache des Hans Sachs zu streichen – unseligen Angedenkens der Tatsache, dass auf den hymnischen Schluss „Ehrt eure deutschen Meister, dann bannt ihr gute Geister“ bei Aufführungen im Bayreuther Festspielhaus in finsteren Zeiten gleich noch das Horst-Wessel- Lied gegrölt wurde.

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