Die "Bassariden" in Salzburg: Der Veitstanz der Vernunft gebiert Ungeheuer

Bassariden
BassaridenSalzburger Festspiele / Bernd Uhlig
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Hans Werner Henzes Antiken-Tragödie „Die Bassariden“ erhält nach der Salzburger Uraufführung von 1966 ihre zweite Chance bei den Festspielen, wird aber von der Regie auf TV-Krimi-Niveau reduziert.

Die Wiederaufführung einer Oper des 20. Jahrhunderts in konzertanter Form sei in Regietheater-Zeiten wie diesen sinnvoller als der Versuch einer Neuinszenierung, so wurde an dieser Stelle vorgestern im Gefolge des Erfolgs von Gottfried von Einems „Prozess“ gemutmaßt. In der Felsenreitschule machten die Salzburger Festspiele gleich die Probe aufs Exempel. Sie setzten mit Hans Werner Henzes 1966 uraufgeführten „Bassariden“ nach. Die Anverwandlung der „Bakchen“ des Euripides durch Wystan H. Auden hat Krzysztof Warlikowski in einem trostlosen Fünfzigerjahre-Loft (Malgorzata Szczesniak) angesiedelt, aus Dionysos einen Hochstapler gemacht und den antiken Tragödienstoff auf das Niveau amerikanischer Krimiserien geholt.

Geht es da wirklich nur um Andeutungen inzestuös-ödipaler Komplexe? Taugen Turnübungen einer Tänzerin im Glitzerbikini an Metallstangen zum Symbol für jene bacchantische Raserei, in der eine Mutter imstande ist, den eigenen Sohn in Stücke zu reißen?

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