Konzerthaus: Ein Memento voller Wehmut

(c) Wiener Konzerthaus
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Dem Andenken an Bruno Ganz widmete der Pianist Kirill Gerstein seinen Soloabend. Ein großer, berührender Auftritt.

Noch im Dezember hätte Kirill Gerstein mit Bruno Ganz im Konzerthaus auftreten sollen. Dessen Krankheit ließ es nicht mehr zu. Eine berührende Geste, dass der Pianist mit diesem Recital seines besonderen Partners gedachte. Angekündigt hat er dies nicht gleich zu Beginn seines Abends, den er mit der „Eroica“-Etüde von Liszt eindrucksvoll begann und weniger eindrücklich mit Beethovens „Eroica“-Variationen fortsetzte. Sondern erst vor dem dritten Programmpunkt, Leoš Janáčeks Klaviersonate 1. X. 1905, deren zweiter Satz, ein Adagio, mit „Tod“ übertitelt ist. Der Komponist erinnert damit an die tragischen Ereignisse der Brünner Straßenunruhen von 1905, bei denen ein tschechischer Arbeiter sein Leben lassen musste. Gerstein machte mit seiner von großer Wehmut geprägten Darstellung klar, dass er diesen Satz diesmal als sehr persönliches Memento für seinen verstorbenen Künstlerfreund verstanden wissen wollte. Auch sonst setzte Gerstein auf Werke, die in Zeiten schwieriger Umbrüche entstanden sind. Wie zwei pointierte Tänze des lebenslang verfolgten armenischen Komponisten Komitas Vardapet. Oder Debussys „Les soirs illuminés par l'ardeur du charbon“, der anhand eines Baudelaire-Textes die Kohleknappheit im Ersten Weltkrieg thematisiert. Gerstein verknüpfte diese Konzerthaus-Erstaufführung mit dem ebenso sensibel artikulierten letzten Debussy-Klavierstück, „Élégie “.

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