Meagan Miller: „Sofort verliebt in diese Musik“

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Die Sopranistin Meagan Miller erzählt, warum sie als Tochter eines Nasa-Wissenschaftlers so gern mondsüchtige Musik singt. Die Liebe zu Mozart oder Richard Strauss war ihr nicht in die Wiege gelegt worden

Eine Senkrechtstarterin, fürwahr: Im Vorjahr erntete Meagan Miller als Ariadne exzellente Kritiken an der Volksoper, für kommende Spielzeit ist sie als Daphne an der Staatsoper avisiert. Ab Donnerstag gastiert sie noch einmal an der Volksoper, diesmal als Nyssia in Zemlinskys „König Kandaules“.

Die Erfolgsproduktion von Hans Neuenfels, die 1997, ein Jahr nach der Uraufführung des nachgelassenen, von Anthony Beaumont eingerichteten Werks, Premiere hatte, wird bereits zum zweiten Mal neu einstudiert. Singulär bei einem Werk jener sträflich vernachlässigten Musiktheatergeneration der frühen Moderne, das nicht den Gesetzen der Atonalität verpflichtet ist – und nicht von Richard Strauss stammt. Gewöhnlich verschwinden Stücke wie diese nach Wiederbelebungsversuchen sofort wieder in der Versenkung der Bühnenarchive.

Dem „Kandaules“ ist dieses Schicksal erspart geblieben. Die Partitur enthält dankbare Partien: Die Königin dingt Gyges, einen Fischer, der sich verkleidet in ihr Gemach geschlichen hat, nach leidenschaftlicher Liebesnacht, den König zu töten, um selbst dessen Platz einzunehmen.

Ein Repertoire von Mozart bis Wagner

Für Meagan Miller ist diese Königin Nyssia eine von mehreren schwierigen Rollen, die sie in dieser Spielzeit neu in ihr Repertoire aufnimmt. Der Kalender der jungen Sopranistin nennt unter anderem Auftritte als Eva in den „Meistersingern“ (Leipzig), Puccinis „Mädchen aus dem goldenen Westen“ (Palermo), Mozarts „Figaro“-Gräfin (Hamburg) oder Verdis Elisabeth („Don Carlos“ in der Deutschen Oper, Berlin).

Im heiklen Fach zwischen Dramatik und Lyrismus fühlt sich Meagan Miller zu Hause: „Ich komme ja aus dem dramatischen Koloraturfach, habe öfter Konstanze (Mozarts ,Entführung‘, Anm.) oder Violetta (Verdis ,Traviata‘) gesungen als irgend etwas anderes. Jetzt kommen Opern wie ,Capriccio‘ oder die Marschallin im ,Rosenkavalier‘ von Richard Strauss dazu, Rollen, die man in der jüngsten Vergangenheit etwa mit Kiri Te Kanawa assoziiert hat. Ich bin mir schon im Klaren, dass ich nicht ein bestimmtes Fach abdecke. Ich möchte aber jedenfalls weiterhin so oft wie möglich Mozart singen, das steht für mich fest.“

Die Liebe zu Mozart oder Richard Strauss war Meagan Miller nicht in die Wiege gelegt worden. „Mein Vater war Wissenschaftler bei der Nasa – und unter anderem an den Vorarbeiten zur ersten Mondlandung beteiligt. Aber wenn ich zurückdenke, hat mich mein Leben konsequent auf die Bühne geführt. Ich liebte Sprachen, ich liebte das Theater, und man hat mir irgendwann gesagt, ich hätte eine schöne Stimme. Alles das kombiniert, das ergibt: Oper.“

Passion der Literaturfreundin: Das Lied

Als Literaturliebhaberin hat Meagan Miller auch ein inniges Verhältnis zum Liedgesang: „Dem habe ich mich schon als ganz junge Sängerin in New York gewidmet, wo ich einen Wettbewerb gewonnen habe. Seither studiere ich jedes Jahr mindestens ein neues Liedprogramm ein. An der Juilliard School haben wir viel Mozart studiert. Und das führte mich relativ natürlich zu Strauss. Als Jugendliche studierte ich schon die Arabella – und habe das Finale sogar einmal Kurt Masur vorgesungen, der ganz erstaunt gefragt hat: Wer hat dir denn gesagt, dass du das schon singen sollst? Es war ein bisschen früh. Aber ich war sofort verliebt in diese Musik. Ich mag es, wenn die Stimme eingebettet ist in den Orchesterklang, getrieben mehr von der Harmonie als von einer melodischen Linie.“

Ein Grund, warum sich Meagan Miller auch bei Zemlinsky wohlfühlt: „Von ihm habe ich einige Lieder gesungen, unter anderem in einem Programm, das mit den musikalischen Auswirkungen der Ideen von Sigmund Freud zu tun hatte. Da ging es sehr oft um das Mondlicht, und man kann diese Mondstimmung auch in der Musik hören; übrigens auch im ,König Kandaules‘! Da fühle ich mich wohl.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2011)

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