Kammeroper: Zweierlei Unglück in der Oper

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Darius Milhauds „Armer Matrose“ und George Antheils „Venus in Africa“: Zwei selten gespielte Einakter, so unterschiedlich in der Wiener Kammeroper, dass sich alleine auf höherer Ebene eine Verbindung stiftet.

„Alle glücklichen Paare gleichen einander, jedes unglückliche ist auf seine eigene Weise unglücklich.“ Würde man den berühmten Beginn von Anna Karenina abwandeln und als Motto über die aktuelle Einakter-Kombination der Wiener Kammeroper stellen, es wäre mindestens so schlüssig gewesen wie die bemühte Klammer eines „Mythos, der das Unfassliche zum Gegenstand hat“, die Regisseur Giorgio Madia im Programmheft anbietet. Zumal sich die behauptete Klammer auf der Bühne nicht so ganz mitteilt.
Darius Milhauds „Le pauvre matelot“ und George Antheils „Venus in Africa“ sind von einem derartigen Kontrast im Stimmungsgehalt, dass alleine dies auf höherer Ebene eine Verbindung stiftet. Madia sucht denn auch jeweils eine ganz spezifische Bildsprache – mit wechselndem Erfolg. Beim „Matrosen“ beschränkt sich das Bühnenbild auf Wände, die an Scharnieren fleißig auf- und zugeklappt werden, ohne dass es dafür immer einen Grund gäbe. Auch sonst wirkt die Regie stellenweise ratlos. Der offenkundige Plan, durch die Kargheit der Bühne (Cordelia Matthes) die Aufmerksamkeit auf das psychologische Geschehen zu richten, geht nicht auf, trotz der reichlich Tragik bergenden Handlung: Ein Matrose kehrt nach 15 Jahren heim zur treu wartenden Ehefrau. Er gibt sich aber nicht zu erkennen, sondern stellt sich als reicher Kamerad ihres angeblich von Gläubigern verfolgten Mannes vor. Um zwecks Gattenrettung an seine Reichtümer zu kommen, erschlägt sie ihn.

Flott und geradlinig inszeniert

Diana Higbee leiht der weiblichen Hauptrolle ihren sicher und mit großer Natürlichkeit geführten Sopran, zweifellos die ansprechendste Gesangsleistung. Pablo Cameselle mit seinem schmalen Tenor kann als Matrose da ebensowenig mithalten wie Mentu Nubia (Bass) als Schwiegervater. Andreas Jankowitschs Bariton kam in der Rolle des Freundes nach kleineren Anfangsschwierigkeiten rasch in Form und wusste sich nach der Pause bei der „Venus“ weiter zu steigern.
Antheils Einakter glückte überhaupt auf der ganzen Linie: Das flotte Geschehen wird von Madia ebenso flott und geradlinig inszeniert, mit viel Komik und passgenauer Personenführung. Zu Jankowitsch und der erneut tadellosen Higbee trat in der Rolle der Venus die Sopranistin Nazanin Ezazi mit einem stimmlich wie darstellerisch gelungenen Hausdebüt. Schließlich schien sich auch das von Daniel Hoyem-Cavazza geleitete Hausorchester bei Antheil wohler zu fühlen als bei Milhaud. Verdienter Applaus.

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