Karajans Festival: Salzburgs „Osterhase“ Thielemann

(c) AP (PIER PAOLO CITO)
  • Drucken

Ab 2013 soll die Staatskapelle Dresden mit ihrem Chefdirigenten die Osterfestspiele-Gestaltung übernehmen. Thielemann gilt als einer der gefragtesten Dirigenten seiner Generation. Berliner gehen nach Baden-Baden

Wagners „Parsifal“ wird die Salzburger Osterfestspieloper 2013. Das stand schon vor einiger Zeit fest. Doch die Voraussetzungen sind andere geworden. Erstmals seit Gründung des Festivals durch Herbert von Karajan 1967, werden nicht die Berliner Philharmoniker aufspielen. Das Orchester hat mit seinem Chefdirigenten, Sir Simon Rattle, einen Vertrag mit Baden-Baden geschlossen und agiert 2012 zum letzten Mal („Carmen“) in Salzburg.
Einer kurzen Schreckstarre angesichts dieser Ankündigung, die einem Vertragsbruch durch die Berliner gleichkommt, folgten hektische Verhandlungen mit einem klaren Ziel. Dieses hat man sehr rasch erreicht. Nur wenige Wochen nach dem Exodus der Berliner scheint festzustehen, dass die Berliner Musiker durch die Staatskapelle Dresden ersetzt werden.
Anders als die Berliner fungieren die Dresdner – ähnlich wie die Wiener Philharmoniker – über das Jahr auch als Opernorchester. In ihrer Geschichte errangen sie gleichermaßen Ruhm für diese Tätigkeit – Richard Wagner bezeichnete sie als „Wunderharfe“ – wie für ihre Konzertauftritte. In den Jahren der kommunistischen Diktatur ist es den Dresdnern gelungen, ihren Nimbus zu erhalten. Immerhin waren sie ab 1905 das bevorzugte Uraufführungsorchester von Richard Strauss.
Im Vorjahr fiel eine richtungsweisende Entscheidung. Als nach eklatanten Managementfehlern eine Vertragsverlängerung von Christian Thielemann als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker scheiterte, angelten sich die Dresdner den Berliner Maestro. Er wird in der kommenden Spielzeit künstlerischer Leiter der Staatskapelle und will neben seinen diesbezüglichen Konzertverpflichtungen auch hie und da in der Semperoper auftreten.
Nun ergab sich mit dem Rückzug der Berliner aus Salzburg eine weitere Verbreiterung der gemeinsamen Tätigkeit: Im Rahmen der Osterfestspiele kann die Staatskapelle ihre Kompetenz als Opern- und Konzertorchester gleichermaßen unter Beweis stellen – geführt von einem Dirigenten, für den das Nämliche gilt: Thielemann ist auf den Konzertpodien wie in den Opernhäusern einer der gefragtesten Dirigenten seiner Generation.

Neuverhandlungen mit Wien

In Wien war man sich über einige Staatsopernauftritte einig. Hier gilt es, für 2014 neu zu verhandeln, denn zu Ostern wäre die Neuinszenierung des „Lohengrin“ auf dem Programm gestanden, die nun zugunsten einer Salzburger „Arabella“-Produktion mit Renée Fleming fallen muss. Dass Thielemann in Wien weiter Oper dirigieren wird, steht aber fest. Er selbst bezeichnet die Zusammenarbeit mit den Philharmonikern als beglückend und will sie nicht nur in den internationalen Konzertsälen fortsetzen.
In Thielemanns vergleichsweise sparsamen Auftrittskalender werden sich die Osterfestspiele exzellent einfügen. Karajan gründete sie vor allem als Aufführungsstätte von Wagner-Opern, denen auch Thielemanns zentrales Interesse gilt. Im Sommer sind für die nächsten Jahre Bayreuther Termine fix eingeplant, unterm Jahr einzelne Konzerte mit den Berliner und Wiener Philharmonikern. Mehr will sich der Dirigent nicht zumuten – und bleibt damit mangels vieler Chancen, ihn live zu erleben, eine ideale Galionsfigur für das österliche Salzburg.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Salzburg nützt seine österliche Chance

Kommt Christian Thielemann mit der Dresdner Staatskapelle, ist endlich wieder Opernkompetenz gegeben.
Klassik

Bajuwarischer Abschied mit Berliner Kapellmeister

Im Wiener Musikverein ereigneten sich die letzten Konzerte der Münchner Philharmoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten, der nach einem Streit mit dem Management schied.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.