Elisabeth-Joe Harriet bittet erstmals zum musikalischen Fest – mit aktualisiertem Mozart.
Geht Don Giovanni jetzt auf Kur? Das nicht, aber er erscheint im Kurhotel, und zwar in einer gar nicht beschaulichen, weil auf 100 Minuten komprimierten Version, die Alexander Kuchinka für ein junges Ensemble arrangiert hat: Der Mozart-Verschnitt ist die Haupt-Attraktion eines neuen Festivals, das Intendantin Elisabeth-Joe Harriet im historischen Kurhaus ausrichtet. Die neue Reihe startet an diesem Wochenende, unter anderem mit einem Liederabend von Sebastian Holecek (3. Juli). Joe-Harriet setzt auf Musik, womit sie sich vom „Platzhirschen“ im Tal unterscheidet. Konkurrenz zum Theaterfestival in Reichenau will sie nicht sein, eher klangvolle Bereicherung.
Ein Juwel, revitalisiert
Das Kurhaus ist tatsächlich ein Juwel mit viel historischem Unterbau. Eine Führung durch die Intendantin selbst – sie wird als Programmpunkt mehrmals angeboten – darf durchaus als besonderes Schmankerl bezeichnet werden. Denn Elisabeth-Joe Harriet weiß über alle Semmering-Anekdoten seit Peter Altenberg und Arthur Schnitzler Bescheid. Und sie erzählt sie beim Rundgang durch die frisch adaptierten Räumlichkeiten mit Verve und Charme.
Jugendstil-Flair
Das Flair der Jugendstil-Ära zeichnet die Räumlichkeiten bis heute aus. Auch wenn die Festival-Macher ein ziemliches Chaos und desolate Zimmerfluchten vorfanden, woran die Bespielung des Kurhauses durch die legendäre „Alma“-Produktion von Paulus Manker nicht viel geändert hat. Eher im Gegenteil.
Dafür sind die fürs neue „Sommertraum“-Festival adaptierten Teile des Hauses bestens gelungen. Beim „Don Giovanni“ darf das Publikum sogar mitwandern. Man singt und spielt zum Teil auch im Freien.
Die Solo-Abende finden im prächtigen Salon statt. Erwartet werden nach Sebastian Holecek Vertreter aller Stilrichtungen, unter anderen das Jess-Trio (heute, Samstag), Erich Kleinschuster, Ernst Stankovski, Andrea Eckert, Erika Pluhar, Mijou Kovacs und Mercedes Echerer. Bedingung auch für Harriets Kolleginnen: Das Programm muss musikalisch sein. Der Auftakt ist gegeben. sin
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2011)