Burschenschafter-Ball: 3000 Demonstranten, 3000 Gäste

DEMONSTRATION GEGEN DEN WKR-BALL
DEMONSTRATION GEGEN DEN WKR-BALL(c) APA/HERBERT P. OCZERET (Herbert P. Oczeret)
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Der WKR-Ball findet am Freitag zum letzten Mal in der Hofburg statt. Die Veranstalter erwarten soviele Gäste wie die Polizei mit Demonstranten rechnet.

Am Heldenplatz herrscht am Freitagabend reges Kommen und Herumstehen. Anlass sind der Ball des Wiener Korporationsrings (WKR), die Kundgebung dagegen und das dazugehörige Polizeiaufgebot. Ab 18.30 Uhr treffen die Gegner des Burschenschafter-Events ein, zwei Demozüge von Uni Wien und Westbahnhof sorgen im Laufe des Abends für weiteren Zulauf.

Um 21 Uhr beginnt in der Hofburg das festliche Treiben der Korporierten, das die Gegner des Balls als Treffen Rechtsextremer kritisieren. Es wird der letzte Tanz dieser Art in der Hofburg sein, haben die Betreiber der Location angekündigt - des rechtsextremen Rufs der Veranstaltung ebenso überdrüssig wie des alljährlichen medialen Wirbels.

Mehrere 100 Polizisten

Die Exekutive stellt sich auf über 3000 Demonstranten ein und ist am Freitagabend laut Polizeisprecher Roman Hahslinger mit "mehreren 100 Polizisten aus fünf Bundesländern" unterwegs. Vor gewalttätigen Ausschreitungen dezidiert warnen will man aber nicht. "Wir wissen von intensiven Mobilisierungsversuchen, auch im Ausland", sagte er. Doch im Vorfeld habe es keinerlei Sachbeschädigungen oder andere Aktionen gegeben. Nicht zuletzt deshalb habe man die Kundgebung am Heldenplatz auch gestattet, wobei eine Sperrzone die Gegner von den Ballbesuchern trennt.

In den vergangenen Jahren waren Kundgebungen gegen den WKR-Ball mit Platzverbot belegt worden - worauf es hier und da dann erst recht zu Demos und Ausschreitungen kam. Dass die Demonstration unter dem Motto "Jetzt Zeichen setzen" - "gegen Rechtsextremismus und WKR-Ball" - nun erstmals vor den Toren des Kongresszentrums erlaubt ist, freut Mitveranstalter Nikolaus Kunrath. Berichte über gewaltbereite Demotouristen, die quasi zwecks Veranstaltung eines kleinen Chaos-Tages nach Wien reisen könnten, weist Kunrath ebenso wie die Sprecherin der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), ebenfalls mit an Bord an der Plattform, zurück. Das alles sei maßlos übertrieben bzw. "Panikmache", für die Veranstalter stehe Deeskalation im Vordergrund, Gewalt sei "nicht in unserem Sinn".

Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz

Die Liste der Unterstützer der Kundgebung gegen den seit Jahren umstrittenen Ball ist lang und reicht von den Grünen über die Evangelische Kirche, die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) und die Katholische Aktion bis hin zu ÖGB, SPÖ und diversen NGOs. Die Demo am Abend ist nicht die einzige Veranstaltung, die ganze Woche schon wurde eine "Gedenk-und Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus" ausgerufen. Am Freitagvormittag schon findet am Heldenplatz eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz statt. Denn dass der WKR-Ball an diesem Datum stattfindet, wird als besonderer Affront betrachtet.

Das alles wollen naturgemäß die Ball-Veranstalter nicht verstehen. Mitnichten will man eine "rechtsextrem durchsetzte Vereinigung" sein, und dass sich in den vergangenen Jahren auch rechtskräftig verurteilte Wiederbetätiger und Neonazis im Balltreiben getummelt haben sollen, will man nicht kommentieren. Fix ist, dass offizieller Ballbeginn um 21 Uhr ist und die Eröffnung mit Einzug um 21.15 angesetzt ist. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache wird ebenso teilnehmen wie der 3. Nationalratspräsident Martin Graf. Insgesamt rechnet man mit rund 3000 Gästen.

"Zielscheibe der linken Jagdgesellschaft"

Der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer wird wohl ebenfalls mit von der Partie sein. Schon im Vorfeld klagte er am Donnerstag per Aussendung darüber, dass der Event "Zielscheibe einer linkslinken Jagdgesellschaft geworden" sei. Und: Werde der Ball durch Demonstranten gestört, wolle er dies "auf EU-Ebene thematisieren - etwa im Zuge der Menschenrechtsdebatte".

Der Grüne Abgeordnete Karl Öllinger indes thematisierte einen anderen Aspekt: Er attestierte den deutschnationalen Burschenschaften, sich nicht "vom mörderischen Antisemitismus und Rassenhass ihrer Vorgänger" lösen zu können.

(APA)

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