Konzerthaus: Friedenspfeife aus dem Barock

Konzerthaus Friedenspfeife Barock
Konzerthaus Friedenspfeife Barock(c) Fabry
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Mit Rameaus „Les Indes galantes“ nahmen die „Resonanzen“ ihr Publikum ein letztes Mal auf musikalische Weltreise mit.

„On danse“ – „Es wird getanzt“. Das ist die gebetsmühlenartig wiederkehrende Anweisung im Text von „Les Indes galantes“. Immerhin handelt es sich dabei um ein Opéra-Ballet. Mit Rameaus drittem Bühnenwerk gingen die „Traumreisen“ des heurigen Alte-Musik-Festivals am Sonntag zu Ende. Man erlebte ein buntes Gemisch aus Rezitativen, Arien, Duetten, Terzetten und einem Quartett; davor und dazwischen gab es Ouvertüren, Märsche, Rondeaus, Gavotten und Airs. Eine bezaubernde musikalische Wundertüte aus dem Paris der 1730er-Jahre, ein würdiger Abschluss der „Resonanzen“, ja sogar eine österreichische Erstaufführung.

„Les Indes“ im Titel meint dabei sowohl das „Indes orientales“, den asiatischen Kontinent, als auch das „Indes occidentales“, also Amerika. Entsprechend exotisch sind die Schauplätze der vier Aufzüge. Der Prolog gibt die Richtung vor: Hebé, die Göttin der Jugend, ruft europäische Liebespaare zum Fest, das von der Kriegsgöttin Bellone gestört wird, indem sie die Paare zum Kampf anstachelt. Darauf schickt Hebé ihre Amoren in die beiden Indien aus, um neue Liebende zu finden. Diese haben allerlei Hürden zu überwinden, um sich zu finden. Doch alles wird gut, und Rameau lässt mit ungeheurer Fantasie seine Akteure singen und tanzen. So gibt der „großmütige Türke“ seiner europäischen Sklavin ihren verschollen geglaubten Liebhaber zurück. Die Inkaprinzessin und ihr spanischer Offizier überleben den vom Sonnenpriester ausgelösten Vulkanausbruch, der sich auch musikalisch prachtvoll darstellt. Zwei persische Freunde verkleiden sich, damit einer dem anderen die Sklavin abluchsen kann. Das geht aber in Ordnung, weil sich die Richtigen finden, was in einem Blumenfest samt Ballett mündet.

Am Ende siegt die Liebe

Auf der letzten Station wird Friedenspfeife geraucht, und die Indianerin darf gegen europäische Konkurrenz ihren Indianer in die Arme schließen. So siegt die Liebe auf allen Linien. Und man hört, welcher Optimismus einst in Paris herrschte. Dank der seidig und geschmeidig aufspielenden La Simphonie du Marais unter der kundigen Leitung von Hugo Reyne, der auch sein Können als Flötist bewies, übertrug sich der exotisch getönte Frohsinn direkt aufs Publikum. Dazu gesellte sich eine hervorragend und stilsicher singende Solistenschar, die all die Rollen plastisch zum Leben erweckte, sowie der exzellent agierende Choeur du Marais. Fazit: ein Triumph für die Liebe und auch ein später österreichischer für Rameau. mus

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2013)

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