Edward Elgar: Herrliche Spätromantik

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Neu auf CD: Barenboim dirigiert Elgars Zweite Symphonie.

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Sir Edward Elgar – man kennt den Namen, gewiss, man weiß: Das war der britische Richard-Strauss-Zeitgenosse, der Erste seit Henry Purcell, der von London aus wirklich nennenswerte Musik in die Welt schickte. Doch die Musik Elgars kennt man kaum. Es geht ihm wie Franz Schmid: Wann immer ein Interpret sich gegen die trägen Veranstalter durchsetzt, die immer nur die „Symphonie fantastique“ aufs Programm setzen, und etwa eine der Symphonien aufführt, reagiert das Publikum begeistert und stellt die erstaunte Frage: Warum nicht öfter? Jüngst erklangen die beiden Es-Dur-Symphonien, Schmidts Zweite und Elgars Zweite, in rascher Folge im Wiener Musikverein. Beide Male standen bedeutende Dirigenten am Pult: Unsere Philharmoniker musizierten Schmidt unter Semyon Bychkov; es wäre herrlich, würde die wunderbare Interpretation irgendwann auf CD greifbar. Daniel Barenboim dirigierte Elgar am Pult seiner Staatskapelle Berlin. Und das gibt es als Mitschnitt aus dem Vorjahr bereits auf CD: Rechtzeitig zum Wien-Gastspiel kam die Aufnahme in den Handel. Sie taugt glänzend für nachträgliche Studien daheim. Barenboim hat eine Hand für Elgars Musik. Das hat er schon vor Jahrzehnten im Aufnahmestudio bewiesen. Die eben erschienene Einspielung ist bereits seine zweite. Sie wird dem spezifischen Tonfall Elgars wunderbar gerecht – es klingt farbenprächtig, hie und da rauschhaft schön wie bei Richard Strauss, aber stets schwingt jene Grandeur mit, die eine von des Komponisten liebste Vortragsbezeichnung suggeriert: Auch die zweite Symphonie hebt mit einem Allegro vivace an, das ausdrücklich „nobilmente“ zu musizieren ist.

Spirit of Delight
. „Noblesse oblige“, auch wenn es um ein leidenschaftliches Gedicht Shelleys geht, das Elgar zu dieser Musik inspiriert hat: Eine Hymne an den „Spirit of Delight“, der seltener zu finden ist, als dem Dichter – und dem Komponisten – offenbar recht wäre. Gedicht wie Musik sind voll ekstatischer Aufschwünge, aber auch erfüllt von Zweifeln, Grübeleien, tiefgründigen Gedanken. Ein symphonischer Kosmos, den die Berliner da aufbauen und in dessen Weiten man sich hörend gern verliert. Es gibt noch eine Menge herrlicher Musik in den Gefilden der Spätromantik, parallel zur sogenannten Moderne entstanden und wert, gehört zu werden. Elgar gehört dazu, wie auch Franz Schmidt oder Ernst von Dohnányi oder Joseph Marx, es gäbe noch Stoff für ganze CD-Editionen. Bevor der nächste Beethoven-, Brahms- oder Mahler-Zyklus produziert wird . . . (Decca 478 6677)

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