Karajan: Der Operngestalter

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Sämtliche Opernaufnahmen Karajans für die DG.

Das Werk ist vollendet. Nach den drei großen CD-Boxen mit den symphonischen Aufnahmen, die Karajan für die Deutsche Grammophon gemacht hat, sind nun in gleicher Ausstattung auf 70 CDs die Opern-Einspielungen erschienen, nebst Operetten (samt einer herrlichen „Lustigen Witwe“!) und einem Konzertmitschnitt von Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, der zu jener Zeit entstand, als man daranging, das Werk für Schallplatten aufzunehmen. Der große Tenor Fritz Wunderlich starb während dieser Aufnahmen, was zu einer Kuriosität im Katalog führte: Die Tenorpartie wird in der Studioaufnahme von zwei Interpreten gesungen! Im Salzburger Festspielkonzert sang Wunderlich aber an der Seite von Gundula Janowitz und Hermann Prey das ganze Oratorium. Damit ist die Aufnahme in die Gesamtedition höchst wünschenswert – wie auch die Tatsache, dass Salzburger Mitschnitte von Glucks „Orpheus“, Strauss’ „Rosenkavalier“ oder Verdis „Troubadour“ und „Don Carlos“ enthalten sind, die erst posthum veröffentlicht wurden. Sie runden das Bild des Gestalters Karajan wunderbar ab, denn die Perfektion, die Karajan im Studio zu erreichen trachtete, ist nur eine Facette seiner Künstlerschaft. Eine andere: Sein eminentes Vermögen, auf Sänger und ihre subjektiven Bedürfnisse einzugehen. Dieses sorgte nicht nur in Salzburg für atemberaubende Momente musiktheatralischer Spontaneität – warum das Publikum einst einen „Troubadour“ mit Leontyne Price, Franco Corelli, Ettore Bastianini und Giulietta Simionato als Sensation feierte, lässt Takt für Takt nachempfinden.

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Gigantisch. Viele der Studioaufnahmen – allen voran der „Ring“ oder der in Klangschönheit und –intensität unerreichte „Parsifal“ – entstanden in Vorbereitung für die Osterfestspiele, andere sind Nachhall von großem Salzburger Sommertheater; der gigantische „Boris Godunow“ etwa, bei dem nur schade ist, dass im Studio aus „Staatsräson“ nicht Sena Jurinac, sondern (die allerdings stimmgewaltige) Galina Wischnewskaja die Marina sang. Doch hält die Aufnahme große Interpretationsgeschichte fest, wie der „Falstaff“ mit Giuseppe Taddei oder die zwei „Rosenkavalier“-Versionen: live 1960 von der Eröffnung des großen Festspielhauses, im Studio 1983 als polierte Hochglanzausgabe. Karajans letzte Gesamtaufnahme galt 1989 dem „Maskenball“ – in Vorbereitung einer Salzburger Premiere, die er nicht mehr erleben sollte. Immerhin füllt diese Einspielung eine Lücke in der Diskografie. Dieses Werk hatte Karajan zuvor nie für Platte aufgenommen.

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