Olga Peretyatko: Die neue Primadonna

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Olga Peretyatko verabschiedet sich von Rossini.

Der Konzertabend im November 2014 wird den Melomanen von Bologna lang in Erinnerung bleiben. Olga Peretyatko sang, begleitet vom Opernorchester der Stadt unter Alberto Zedda, Arien und Szenen aus Werken von Gioacchino Rossini. Und, wie das so ihre Art ist: Sie moderierte selbst den Abend, zeigte sich als Bühnentalent in allen Sparten. In gewisser Weise war dieses Konzert auch eine Abschiedsgala: Vom reinen Belcanto-Repertoire muss sich Peretyatko bald verabschieden. An die Wiener Staatsoper, wo man sie kürzlich als Elvira in Bellinis „Puritanern“ bejubelt hat, kehrt sie im Februar als Gilda in Verdis „Rigoletto“ zurück. Mit dieser Partie feierte sie 2013 ihr Hausdebüt – und sie markierte schon eine leichte Abkehr vom puren Belcanto, dem Peretyatko ihren Aufstieg verdankte. Beim Rossini-Festival von Pesaro war sie 2006 das erste Mal aufgefallen. Sie war sogleich das Nesthäkchen des Festspielpublikums und sang in „Il viaggio a Reims“ beide So-pranpartien alternierend. Ob im eher lyrisch-verhaltenen oder im komödiantisch-brillanten Fach: Der perfekt sitzende Sopran, der in seiner Beweglichkeit und sogar im Timbre hie und da ein wenig an die Gruberova erinnert, ist bis ins allerhöchste Register weich und ohne jede Schärfe. Die Koloraturen perlen präzis abgezirkelt, doch eloquent. Und die Vokallinien sind von jenem Ausdruck, der echte Belcanto-Technik adelt: Ziergesang von höchster Kunstfertigkeit, doch im Dienst der theatralischen Sache. Das erst ermöglicht Aufführungen von Werken Bellinis, Donizettis und erst recht Rossinis, die den Intentionen der Komponisten gerecht werden. Eine solche Primadonna garantiert nicht nur artifizielle Vokalkunst, sondern auch das emotionelle Erlebnis, das Oper erst zu dem macht, was sie im besten Fall sein kann. Rossini-Enthusiasten tobten daher vor Begeisterung, wenn die junge Russin beim Pesaro-Festival erschien, um heikelste Partien zu neuem Leben zu erwecken.

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Bis zum kleinen B. Die vorliegende CD, im Herbst 2014 in Bologna eingespielt, zieht noch einmal Bilanz: Sie versammelt alle Bravourarien – von den beiden Sopranen in der „Viaggio a Reims“ über die „Matilde di Shabran“, „Tancredi“ und „Semiramis“ bis zum „Barbier von Sevilla“ und dem „Türken in Italien“ – und bietet so ein Bild von Rossinis genialer Charakterisierungskunst. Die Demonstration äußerster Stimmbeherrschung, die schon in Nummer eins der CD Tongirlanden vom dreigestrichenen Es bis zum kleinen B makellos zu schlingen weiß, ist nicht der kleinste Zusatznutzen . . . (Sony)

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