Der Pianistengroßpapa kam aus Böhmen.
Johann Ladislaus Dussek ist so etwas wie das Bindeglied zwischen den klassischen Klavierkomponisten und der heraufkommenden Virtuosenzunft. Wie kaum ein anderer verstand der 1760 in Tschaslau geborene Musiker die Möglichkeiten zu nutzen, die ihm die zeitgenössische Klavierbauerkunst bot. Was Klangentfaltung und fingertechnische Schaustellerei betrifft, war Dussek fast allen Konkurrenten überlegen.
Er hatte vermutlich noch beim Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel studiert und konzertierte vor den bedeutendsten Persönlichkeiten, voran vor Katharina der Großen. Sein Ruhm als Virtuose führte ihn nach London, wo er unter anderem die legendären Gastspiele Joseph Haydns miterleben konnte. Als Hofkomponist des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen verfing er sich freilich im Dickicht der napoleonischen Europa-Politik und fiel der Vergessenheit anheim. Alena Hönigovas CD präsentiert Sonaten, Fantasien und Variationen – und lässt ahnen, was die Zeitgenossen am Ideenreichtum dieses Mannes fasziniert haben könnte.
Dussek: Werke für Fortepiano. Alena Hönigova, Kormant Records 11001. www.koramantrecords.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2013)