Salzburger Festspielmut - Die Luxus-"Soldaten".
Bernd A. Zimmermann ist eine Ikone der musikalischen Moderne – mangels Aufführungen seiner Werke, von geradezu mythischem Rang. „Die Soldaten“, das musiktheatralische Chef d'Œuvre, werden in jedem Opernführer als Schlüsselwerk der Avantgarde gepriesen. Doch wagt sich kaum eine Bühne über eine Realisierung der oft auf mehreren Spielflächen verteilten Handlung frei nach Jakob Lenz. Dergleichen bleibt eine Festspielangelegenheit.
Salzburg brachte 2012 eine luxuriös besetzte Neuinszenierung durch Alvis Hermanis heraus – mit der famosen, vor den vertracktesten Sopranlinien nicht verzagenden Laura Aikin in der Rolle der geschundenen Marie und Singschauspielern im Rang Gabriela Benackovas, Alfred Muffs und Tomasz Koniecznys. Ob sich der Aufwand inklusive Wiener Philharmoniker (unter Metzmacher) lohnt, ob nicht mit „Wozzeck“ doch das „endgültigere“ Wort in der Causa der „armen Leut'“ gesagt und gesungen wurde, darf jeder für sich entscheiden. Ein exzellentes Prüfdokument liegt nun auf DVD vor.
Zimmermann: „Die Soldaten“ (Salzburger Festspiele, live, 2012). Hermanis/Metzmacher. Unitel Classics.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2013)