Jugendlicher Esprit für die Klassik am Attersee

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Archivbild(c) APA (ORF/ALI SCHAFLER)
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Die erstmals veranstalteten „Kronbergtage“, in denen Spitzenstudenten in familiärer Philharmoniker-Runde Kammermusik und Literatur bieten, schlossen fulminant mit Kit Armstrong und Bertrand de Billy.

Sie haben nicht nur die Salzburger Festspiele jeden Sommer fest in ihrer Hand. Auch im nahen Umfeld nutzen die Wiener Philharmoniker als Dozenten die Gelegenheit, potenziellen Nachwuchs zu fördern. Wolfgang Schuster, langjähriger Pressechef des Orchesters, beherrscht auch das Geschäft hinter der Bühne. Im Attergau frönt er mit Kollegen dem „Wiener Klangstil“.

Nach 30 Jahren, in denen Schuster, der auch Mitbegründer der Styriarte ist, das Attersee-Klassik-Festival veranstaltet hat, „wurde es Zeit für Neues“. Seit heuer gibt es die „Kronbergtage“, in denen Spitzenstudenten aus aller Welt und der Angelika-Prokopp-Sommerakademie Salzburg in familiärer Philharmoniker-Runde Kammermusik und Literatur bieten. Schuster bittet jeweils einen besonderen Gast dazu. Zum Einstand kam Alfred Brendel eine Woche aufs Narzbergergut.

Und mit ihm seine „Entdeckung“ Kit Armstrong, der jugendliche Star des Abschlusskonzerts. Armstrong bemühte sich in Mozarts Klavierkonzert KV 482 gar redlich, sich harmonisch in die doch sehr sinfonische Orchesteranlage einzufügen. Seinen Nimbus als „Wunderkind“ wird er aber wohl nie mehr los. Zu perfekt kristallin perlten da die Tongirlanden, zu makellos holte der 20-jährige Amerikaner jede noch so zarte Verrückung der Mozart'schen Themen aufs Tapet; und wenn der, mit damals sieben Jahren, jüngste Mathematikstudent an der kalifornischen Universität, als Zugabe noch eine Mozart'sche Gigue zur „Erklärung“ seiner Kadenz im ersten Allegro-Konzertsatz serviert, droht es vollends unheimlich zu werden.

Fulminanter Blechbläserklang

Welch andre Welt das Orchesterspiel im Vergleich zu solistischen Meisterkursen ist, mussten dafür die blutjungen Musiker des Attersee Institute Orchestra erfahren, die besonders bei Mozarts durchsichtiger Partitur Stimmungsirritationen nicht ganz verbergen konnten. Davon war bei Brahms zweiter Sinfonie keine Rede mehr: Der fulminante Blechbläserklang bot wohl auch den Holzbläsern das nötige Selbstvertrauen, sich freizuspielen. Beseelt und schlafwandlerisch sicher, gleichzeitig hellwach geleitete Bertrand de Billy die Studenten durch die Symphonie. Der große Erfolg des Abends liegt neben dem tatsächlich beinah auf „philharmonischem“ Niveau spielenden, homogenen und agilen Streicherkorpus an der tiefgründigen Einstudierung durch den französischen Dirigenten. isa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2012)

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