Festival: Mozart und Mahler im Salzkammergut

Mozart Mahler Salzkammergut
Mozart Mahler Salzkammergut(c) AP (Ann Heisenfelt)
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Im "Salzkammergut Mozartfestival" in Bad Goisern und Hallstatt spielte die Sinfonia da Camera Salzburg unter Dirigent WesenAuer jugendlich und unprätentiös Mozarts "Pariser" D-Dur-Sinfonie auf.

Keine zehn Minuten von Bad Ischl wurde am Wochenende zeitgleich mit dem Platzhirschen – dem Lehár Operettenfestival – das junge „Salzkammergut Mozartfestival“ in Bad Goisern eröffnet. 2006 zum 250.Geburtstag des Meisters gegründet, erstaunt es nicht nur die beiden aus dem Salzkammergut Stammenden, Intendant Peter Scheutz und künstlerischen Leiter Peter WesenAuer, dass es das Festival noch gibt. Das Kulturpflänzchen hat sich darüber hinaus mit einer klugen Programmmischung aus Volksmusik und Klassik einen kleinen, aber feinen fixen Platz im sommerlichen Festivalbetrieb erarbeitet. Das Angebot in Bad Goisern und Hallstatt richtet sich wohl bewusst an „Hiesige“, ohne den touristischen Aspekt aus den Augen zu verlieren.

Wenn eine Veranstaltung den Namen Mozart im Titel trägt, wird sie naturgemäß daran gemessen: Die ebenso junge wie jugendliche Sinfonia da Camera Salzburg zeigte im Eröffnungskonzert dann auch, dass sie sich spielend mit ehrwürdigen Klangkörpern messen kann. Dirigent WesenAuer führte zügig und unprätentiös durch Mozarts „Pariser“ D-Dur-Sinfonie, ohne sich mit Detailarbeiten aufzuhalten, nachdem er seine imposante Festmusik als Ouvertüre präsentiert hatte. (WesenAuer wäre ein begnadeter Filmmusikschreiber!) Das agile Orchester genoss Mozarts berühmten „le premier coup d‘arche“, jene rauschenden Unisono-Forte-Einsätze, mit denen er sich über den Geschmack des Pariser Publikums lustig machte. Interessant auch, dass man sich für das Andantino, die schlichte Variante des Mittelsatzes, entschied und damit auf das bunt verzierte Andante verzichtete. Solch überlegte Auswahl ist man dem Namenspatron schuldig.

Fehlende Zwischentöne in Mahlers 4.

Einem anderen Jubilar sah sich das Festival heuer ebenso verpflichtet und feierte Gustav Mahler mit seiner vierten Sinfonie, die in Teilen im Salzkammergut entstand und wohl das beste Beispiel gelungener Symbiose von Volks- und Hochkultur ist. Weniger wäre dabei mehr gewesen: Satt und saftig schwelgte die Sinfonietta in Mahlers Klangmalerei, die spärlich besetzten Streicher (sieben Primgeiger, drei Bratschen!) hätten die Chance gegeben, Mahlers entschlackte Bläserinstrumentierung in den feinen Gefilden der vielen Pianissimoregionen zu positionieren. Stattdessen gab es vor allem nach oben keine Dynamikgrenze, Mahlers doppelter Boden und die trügerischen Tonarten verschwammen teils.

Von jener weltentrückten Stimmung „an der Grenze zur Unhörbarkeit“ konnte somit im Finalsatz mit Bibiana Nwobilos warmen Soprantimbre bei der Wunderhorn-Vertonung des „Himmlischen Lebens“ keine Rede sein, dafür kosteten die behaglichen Soloinstrumente den Hall der evangelischen Kirche redlich aus. So lustvoll am Klangvolumen gedreht wurde, so sehr schenkten die Musiker leidenschaftliche Kontrapunkte, wie die fabelhaften (vier!) Celli und die Harfe im Adagio oder die Konzertmeisterin im berühmt berüchtigten Solo des zweiten Satzes. Insgesamt eine respektable Leistung des Ensembles, das als „Orchestra in Residence“ das Festival begleitet.

Salzkammergut Mozartfestival „Zu den Wurzeln eines Genies“, 23.7.–21.8.2011, www.mozartfestival.org.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2011)

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