„Das darf ich nicht, Joram hat mir das doch verboten“

Hundertwasserhaus
HundertwasserhausClemens Fabry
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Die Meinungen über den Einfluss des Managers auf den Meister gehen auseinander. Für die einen machte er die Entfaltung des Genies erst möglich, für die anderen nutzte er seinen Schützling nur aus.

Wien/awe. Nur recht wenige Künstler erlangen bereits zu Lebzeiten Weltruhm. Friedensreich Hundertwasser war das vergönnt. Großen Anteil daran hatte sein Freund und Manager Joram Harel, der heute als Vorstand der Hundertwasser Privatstiftung auch das Erbe des Künstlers verwaltet.
Er selbst und Kenner des Künstlers stellen die Arbeit des 1937 im israelischen Haifa geborenen Harel so dar, dass er es war, der sich um die „weltliche“ Arbeit des kreativen Querdenkers kümmerte, dem Meister in gewissem Sinne jene Tätigkeiten abnahm, die ihm als Künstler lästig waren.
L., ein enger Freund Hundertwassers, dessen eigener Sohn auf Hundertwassers neuseeländischem Landstrich beerdigt ist, widerspricht dieser Darstellung nun vehement.

Zu geizig zum Haareschneiden


L., selbst deutschstämmiger Maler und Nachbar Hundertwassers in Neuseeland, ist der Meinung, dass der Urheber der berühmten Spiralen in einem Abhängigkeitsverhältnis zu seinem Manager gestanden und von diesem bewusst vor äußeren Einflüssen, insbesondere seiner unehelichen Tochter, noch zu Lebzeiten abgeschirmt worden ist. In einer eidesstattlichen Erklärung, die der „Presse“ vorliegt, beschreibt er präzise eine dieser Szenen.
Es war kurz vor Hundertwassers Tod, als dieser L. bei einem Treffen einen ungeöffneten Brief seiner nun um ihr mutmaßlich vorenthaltenes Erbe kämpfenden Tochter zeigte. „Er sagte, dass Joram ihm jeglichen Kontakt mit seiner Tochter ausdrücklich untersagt hatte.“ Begründet habe das Hundertwasser damit, dass sein Manger ihm erklärt habe, dass diese „ja nur dein Geld will“. L. riet ihm, den Brief der Tochter, die er von Geburt an nie gesehen hatte, zu öffnen. „Da antwortete Friedensreich sehr erregt und emotional: ,Das darf ich nicht, Joram hat mir das doch verboten.‘“ Bis heute könne sich L. nicht erklären, woher diese offensichtliche Hörigkeit gegenüber dem Manager kam.

L. widerspricht auch Harels Erklärung für die angebliche Überschuldung der Stiftung, nämlich den ausschweifenden Lebensstil des Künstlers. „Hundertwasser lebte hier einen extrem frugalen Lebensstil. Er hat nicht einmal Geld fürs Haareschneiden ausgegeben.“ Bei einem Besuch L.'s auf Hundertwassers Anwesen in Venedig soll dieser zu seinem Gast gesagt haben: „Ich wohne im Gärtnerhaus, Joram im Palazzo.“
Harel und sein Anwalt wollten die Angaben nicht kommentieren.

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