Festival: Thomas Bernhard als Leitfigur des "Dagegen"

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WWTBFestival Thomas Bernhard DagegenLeitfigur(c) Foto: Sepp Dreissinger/Kunsthalle
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"What Would Thomas Bernhard Do" fragen sich 117 Teilnehmer eines Kunstfestivals in der Wiener Kunsthalle, darunter Peter Weibel, Peter Sloterdijk, Erwin Wurm und Robert Menasse.

In der Kunsthalle Wien eröffnet am Freitag Direktor Nicolaus Schafhausen unter dem Titel "What Would Thomas Bernhard Do" (WWTBD) sein eigenes kleines Festival im Festivalrahmen der Festwochen. In 100 Veranstaltungen in zehn Tagen stellen sich 117 Teilnehmer dieser Frage, etwa in Performances, Konzerte, Podiumsdiskussionen und Vorträge sowie Partys. Das Fragezeichen hat man beim Motto des Festivals bewusst weggelassen.

Täglich von zwei Uhr nachmittags bis zwei Uhr früh soll die Kunsthalle so zum "Ort der unerwarteten Begegnungen" mit Überraschungsmomenten werden, erklärte Kunsthallen-Direktor Nicolaus Schafhausen am Donnerstag. "Wir wissen selbst nicht, ob es funktionieren wird", meinte Schafhausen. Denn die Konzepte der Künstler seien nicht auf Anweisung, sondern dialogisch entstanden. Allerdings stelle man ohnehin keinen Anspruch auf eine umfassende Gegenwartsanalyse, sondern wolle sich viel mehr auf einzelne Fragen und Themen konzentrieren, die schon der österreichische Schriftsteller aufgeworfen habe.

Im Sinne Bernhards Denktradition

Als "temporäre Leitfigur" habe man sich Bernhard ausgesucht, weil er "im Sinne einer kritischen Denktradition, die ihr gesellschaftliches und politisches Umfeld durch ein offensives 'Dagegen' thematisiert", so Schafhausen.

Mit viel Offenheit und vielen Fragen werde es etwa um die Generierung künstlerischer Werke, Identitätsfragen, das Verhältnis zwischen Politik und Kunst, aber auch um konkretere Themen wie Dilettantismus oder Langeweile gehen, erklärte Kurator Lucas Gehrmann das Konzept.

Sloterdijk, Seidl, Wurm

Der Langeweile wird sich die Philosophin Elisabeth von Samsonov zusammen mit Marco Lulic annehmen, Gespräche wird es auch mit Peter Weibel und Philosoph Peter Sloterdijk, den Künstlern Markus Schinwald und Erwin Wurm oder Bernhard Fetz und Schriftsteller Robert Menasse geben.

Autorin Helene Hegemann sowie Regisseur Ulrich Seidl zeigen Filme, Performances wird es unter anderem von den Digitalkünstlern Station Rose geben. Auch Krisen, Wirtschaft oder Ökonomie stehen als Aspekte der Gegenwart auf dem Programm - etwa bei einem Vortrag des britischen Ökonomen Tim Jackson.

Kulisse für diese bunte Mischung ist eine Installation von Barbara Kruger: "Fatious Fools", "Bloated Egos", "Professors" "Air Kissers", "Posers" oder "Thinkers" steht in dicken weißen Lettern auf schwarzem Hintergrund - eine Bernhard-Collage. Was würde Thomas Bernhard tun "ist fast ein Hilferuf, ein Appell", meinte Gehrmann. Dabei geht es zumindest vordergründig gar nicht so viel um die "Leitfigur" Thomas Bernhard, dennoch wird "sich Bernhard immer wieder als Taktschlag durch das Festival hindurchschlängeln", so Gehrmann.

Vom Außenseiter zum "Nationalheiligen"

Auch die Wandlung des Schriftstellers vom verpönten Außenseiter zum "Nationalheiligen" soll in Zusammenarbeit mit dem Thomas Bernhard Archiv und der Thomas Bernhard Privatstiftung thematisiert werden. Denn Ziel sei es nicht nur, dem Publikum "etwas zu zeigen, was es nicht ohnehin schon kennt", sagte Schafhausen, sondern auch eine neue Sprache für die Kunsthalle zu entwickeln.

"WWTBD - What Would Thomas Bernhard Do", 17. bis 26. Mai, täglich 14 Uhr bis 2 Uhr, Kunsthalle Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien, Vollständiges Programm unter www.kunsthallewien.at

(APA/Red.)

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