Ungarische Proteste gegen Linzer Ausstellung

A Roma woman stands in the doorway of her shelter in an illegal camp in Croix
A Roma woman stands in the doorway of her shelter in an illegal camp in CroixREUTERS
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Künstlerin Marika Schmiedt will auf die schlimme Situation der Roma aufmerksam machen. Doch offizielle Stellen Ungarns, auch der Botschafter, sehen ihre Werke als ungarnfeindliche Provokation.

Ein ungarnnationaler Demonstrant mit Hitlerbärtchen, darunter ein Hitlerbild und die Schrift „Copy-Paste“. Eine Salami mit der Aufschrift „Gypsy Cooked Salami“ und „Ingredients: Hungarian Roma“, daneben ein Bild des ungarischen Premierministers Viktor Orbán. Eine Speisekarte mit Empfehlungen des Tages: „Hungarian ,Virgin‘ Gipsy Roast“ und „Rassini Steak“, dazu das Foto eines Krematoriums. Ein Plakat „Schutz der Magyaren“ mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“.

Diese Motive finden sich auf Plakaten, die ab 7.Oktober im Linzer Rathaus bei der Ausstellung „Die Gedanken sind frei. Angst ist Alltag für Roma in Europa“ gezeigt werden sollen. Sie sind von der aus einer Romafamilie stammenden Wiener Künstlerin Marika Schmiedt. Sie will mit ihren Bildern– die sich nicht alle auf Ungarn beziehen – auf die Lage der Roma in Europa aufmerksam machen.

Die Ausstellung sei „skandalös“, „rassistisch, roma-, ungarn-, und europafeindlich“, schrieb darauf Vince Szalay-Bobrovniczky, der ungarische Botschafter in Österreich, in einem Brief an Bundespräsident Heinz Fischer. Dem Linzer Kulturdirektor Julius Stieber schrieb er Ähnliches, die Ausstellung sei eine „schäbige Provokation“, ein „Verstoß gegen die europäischen Werte und gegen die Würde der Minderheiten“. Die Ortswahl sei „schmerzhaft und unerklärlich“, ein „offener Affront gegen Ungarn“.

„Völkerverhetzung“

Szalay-Bobrovniczky beruft sich auch auf Rudolf Sarközi, den Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma, der dem „Standard“ bestätigte, dass er die Ausstellung Schmiedts kritisiert. Bei einer Kundgebung des Romano Centro gemeinsam mit SOS Mitmensch für die Rechte der Roma am Sonntag (um 14 Uhr beim Burgtheater) sollen dagegen die Plakate von Marika Schmiedt gezeigt werden.

Linzer Behörden hätten ihm auf seine vielen Briefe nicht geantwortet, schreibt Botschafter Szalay-Bobrovniczky an die „Presse“, dies sei „sehr schlechter Stil“ und lege nahe, „dass die Stadt Linz möglicherweise ein schlechtes Gewissen hat“. Der Linzer Kulturdirektor Stieber nennt die Ausstellung dagegen in einem E-Mail „eine satirische Auseinandersetzung mit dem Thema der Ausgrenzung von Roma und Sinti, die in einem demokratischen Staat erlaubt sein muss“.

Die Plakate wurden bereits im April in der Linzer Altstadt gezeigt. Die Wiener Rechtsanwältin Eva Maria Barki schickte darauf eine Sachverhaltsdarstellung, in der u.a. von „Völkerverhetzung“ die Rede war, an die Staatsanwaltschaft Linz, die aber das Verfahren einstellte, weil sie keine gerichtlich strafbare Handlung erkennen konnte. Barki wandte sich nun an etliche österreichische Politiker, etwa Justizministerin Beatrix Karl. Barki findet an der Ausstellung besonders „unzumutbar“, dass sie suggeriere, „dass sich die Ungarn in ihrer Gesamtheit mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und dem Holocaust identifizieren und die Vernichtung der Volksgruppe der Roma befürworten und betreiben“. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2013)

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