Kaiserlich: 1900 Jahre Trajanssäule

(C) Notafly
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Eine Ausstellung in Rom gilt dem einst bunten Marmorfries, der die Siege des Kaisers Trajan gegen die Daker bejubelte.

So viel Standfestigkeit ist rar: Vor 1900 Jahren errichteten SPQR, also Senat und Volk von Rom, ihrem Kaiser zu Ehren die Trajanssäule. Heute ist die einst Kunterbunte ergraut, doch trotz ihrer Höhe von gut 30 Metern hat kein Erdbeben, kein Menschenfrevel sie je gefällt. Das ist den Römern nun eine Jubiläumsausstellung wert: in den Mercati di Traiano, bis 23.Februar.

Auf 200 Metern Marmorfries, spiralförmig aufgewickelt, verherrlicht die Mutter aller Jubelsäulen die militärischen Erfolge des Kaisers Trajan gegen das „barbarische“ Volk der Daker. Diese siedelten in der Karpatenzone des heutigen Rumänien und sorgten für Unruhe an den Reichsgrenzen. Um die Gegend zu erreichen, musste Trajan Straßen bauen, Wälder abholzen, Kanäle anlegen, mit seinem Heer die breite Donau überqueren; erst danach ging's in Schlacht und Sieg. Die Expedition dauerte fünf Jahre: von 101 bis 106 n.Chr.

All das hält der Fries in der Art einer Fotoreportage fest. Möglich, sagen Experten, dass der bis heute unbekannte Bildhauer die Ereignisse mit eigenen Augen sah. An die 150 Einzelszenen und 2500 Figuren zählt man auf dem Reliefband, 59 Mal ist Trajan selbst abgebildet.

Genau 100 römische Fuß hoch

Ursprünglich stand die Säule im Mittelpunkt – nicht Roms, aber des imposanten Forums, das der Kaiser zu eigenem Ruhm in die City brechen ließ. Ihre Höhe – exakt 100 römische Fuß – ist Absicht: Sie entspricht der Höhe des Hügelzugs, den Trajan abtragen ließ, um Platz für seine Basilika, seine Bibliothek, seine Märkte, seine Bürobauten zu gewinnen.

Mit dieser Präzision kann sich die Ausstellung nicht messen. Wenn die Urkunden recht haben und die Säule im Mai 113 eingeweiht wurde, kommt sie um ein Dreivierteljahr zu spät. So geht das immer in Rom, das seit fast 3000 Jahren ununterbrochen besiedelt ist und seinen zahllosen Jubiläen nicht nachkommt.

Immerhin versucht die Schau, mit technischen Mitteln Fries und Figuren lebendig werden zu lassen. Wer aber ohne Fernglas und Halsverrenken die Details studieren will, muss in den Süden Roms, ins Museo della Civiltà Romana. Dort gibt es Gips: die Abgüsse des Reliefs, in handliche Szenen zerlegt und auf Augenhöhe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2014)

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