Klimt-Foundation: Experten für Restitutionsfragen benannt

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der einstige VwGH-Präsident Clemens Jabloner ist Teil des dreiköpfigen Gremiums. Ergebnisse werden noch im ersten Quartal erwartet.

Die mit Raubkunstvorwürfen in die Schlagzeilen geratene Klimt-Foundation hat am Freitag ein unabhängiges Team aus Rechtsexperten vorgestellt, das unter anderem für sechs Klimt-Werke, darunter vor allem das "Bildnis Gertrud Loew", eine Empfehlung abgeben soll. In dem Gremium sitzt der einstige VwGH-Präsident Clemens Jabloner, einstmals auch Vorsitzender der Historikerkommission.

Ihm zur Seite stehen die beiden Professoren Franz-Stefan Meissel und Helmut Ofner von der Universität Wien. Man erwarte sich noch im ersten Quartal Entscheidungen, zeigte sich Jabloner im APA-Gespräch zuversichtlich: "Wir sind aber Rechtsexperten und natürlich davon abhängig, dass die Ergebnisse der Provenienzforschung vorliegen." Derzeit arbeiten die beiden Provenienzforscherinnen Sonja Niederacher und Ruth Pleyer an den Werken. Sollten ein oder mehrere Werke als belastet eingestuft werden, sollen die Rechtsexperten feststellen, ob eine "just and fair solution" im Sinn des Washingtoner Abkommens erarbeitet werden soll. An dem "Bildnis Gertrud Loew" hatte der mittlerweile verstorbene Sohn der Porträtierten, Anthony Stephen Felsövanyi, Ansprüche angemeldet.

Man sei völlig frei in der Entscheidung, unterstrich Jabloner: "In gewisser Weise ist das Leopold Gremium das Vorbild", verwies der Rechtsexperte auf den ähnlich gelagerten Fall, dass ein Museum formell nicht dem Washingtoner Abkommen zur Restitution untersteht. Ob man auch für weitere Werke der Stiftung neben dem "Bildnis Gertrud Loew" und den fünf Klimt-Zeichnungen zuständig sein werde, könne man derzeit noch nicht sagen, so Jabloner: "Das ist noch Zukunftsmusik - schauen wir einmal, wie das jetzt läuft. Ich schließe es aber nicht aus."

Der Anwalt der Stiftung, Andreas Nödl, hob in diesem Zusammenhang gegenüber der APA die Vorreiterrolle der Klimt-Foundation hervor, in dem man als private Institution Restitutionsforschung betreibe und sich in der Satzung zu fairen und gerechten Lösungen bekenne. "Das macht sonst keiner der privaten Sammler", so Nödl.

Die Klimt-Stiftung war zuletzt in die Medien geraten, nachdem sie für Zwist im Leopold Museum gesorgt hatte: Dessen kaufmännischer Direktor Peter Weinhäupl ist auch Vorstandsvorsitzender der Stiftung, was vom künstlerischen Leiter Tobias Natter als unvereinbar mit seiner Tätigkeit im Leopold Museum betrachtet wurde. Vom Vorstand der Leopold Stiftung war Weinhäupls Vorgehen allerdings abgesegnet worden, was Natter im Oktober dazu veranlasste, seine Kündigung einzureichen.

(APA)

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