Nitsch: "Ich habe viele Feinde"

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Die Finanz soll ein Pfandrecht auf einige Häuser von Künstler Hermann Nitsch eingebracht haben, auch auf Schloss Prinzendorf.

Bis auf den genauen Centbetrag will das Magazin „News“ erfahren haben, wie hoch die Steuerschulden von Künstler Hermann Nitsch gegenüber dem Staat sind: 3,42 Millionen und 86 Cent. Die Finanz soll sich ob dieser großen Summe sogar schon ein Pfandrecht auf mehrere Liegenschaften des Ehepaars Hermann und Rita Nitsch vormerken haben lassen, darunter auch Wohnsitz und Arbeitsstätte, das Schloss Prinzendorf im Weinviertel. Der Künstler könne nun nicht mehr frei über diese Liegenschaften verfügen, schreibt „News“.

Das Finanzministerium will diese Gerüchte mit Verweis auf das Steuergeheimnis weder bestätigen noch dementieren. Der 75-jährige Künstler selbst nahm am Donnerstag im Ö1-„Mittagsjournal“ Stellung: Er wisse nicht, was man ihm vorwerfe. „Ich habe mich, glaube ich, rechtlich richtig verhalten“, sagte er. Er werde von einer Steuerkanzlei betreut, „und es gibt da keine Geheimnisse“. Hätte er seine Bilder wirklich schwarz verkauft, dann hätte er jedes Jahr eine Aufführung seines Mysterienspiels machen können. Es handle sich bei den Vorwürfen um „ganz gemeine, unwahre Anschuldigungen“. Für ihn sei die Lage ganz klar: „Ich habe so viele Feinde, es gibt eine große Gegnerschaft.“ Nitschs Anwalt, Daniel Charim, erklärte gegenüber der APA, die Summe der Pfandrecht erscheine ihm sehr hoch. „Wir prüfen jetzt, was an den Vorwürfen der Finanz dran ist.“ Die Steueraffäre ins Rollen gebracht hat der Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler, der nach einem Einbruch in Schloss Prinzendorf von der Familie Nitsch engagiert worden ist. Nach einem Streit hat er Klage gegen das Ehepaar eingereicht, weshalb es vor zwei Wochen zu einer Steuerrazzia an drei Wohnsitzen von Hermann Nitsch gekommen ist.

Guggenbichler hat das Künstlerpaar angezeigt, weil er durch Aussagen der beiden den Eindruck gewonnen habe, bei dem Einbruch auf Schloss Prinzendorf seien nicht „nur“ 400.000Euro, sondern sei eine Million Euro gestohlen worden. Er könne das auch mit einem Tonband beweisen, auf dem Nitschs Frau, Rita, entsprechende Aussagen getätigt habe. Der Staatsanwaltschaft Korneuburg erschienen die angeführten Vorwürfe offenbar stichhaltig genug, weshalb die Hausdurchsuchung angeordnet wurde. Kleines Detail am Rande: Mittlerweile hat die Wiener Wirtschaftskammer selbst einen Detektiv auf den Detektiv Guggenbichler angesetzt, um zu überprüfen, ob er gegen die Gewerbeordnung verstoßen hat. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2014)

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