Glanzstück fürs Leopold: Die „Libelle“

MuseumsQuartier Wien
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Auf das Dach des Leopold-Museums wird ein 600 m2 großer Glasbau gesetzt. Mit den Arbeiten wird im Herbst 2015 begonnen. Die „MQ Libelle“ soll etwa sechs Mio. Euro kosten.

Üblicherweise werde ich derzeit am Beginn von Terminen gefragt, ob es sich nun um einen Wohlfühltermin oder einen andern handelt. Das hier ist eindeutig ein Wohlfühltermin, die gibt es im Kulturbereich auch“, sagte Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer, bevor er das Projekt „MQ Libelle“ am Montag gemeinsam mit dem Direktor des Museumsquartiers (MQ) und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny vorstellte. Dabei handelt es sich um einen Dachaufbau, der auf das Leopold-Museum aufgesetzt werden wird. Mit seiner leicht schwebenden Optik soll er sich organisch in das Gesamtbild des Areals einfügen.

„Staatskünstler“ in Aktion

Entworfen hat den 600 m2 großen gläsernen Veranstaltungsraum der Architekt Laurids Ortner, der schon mit seinem Bruder Manfred Ortner für die großen Neubauten im Haupthof verantwortlich war. Ortner, aber auch Brigitte Kowanz und Eva Schlegel stellte der Hausherr Strasser zum Amüsement der Anwesenden als „Staatskünstler“ vor, „ohne deren Mitwirkung das Projekt heute nicht hätte präsentiert werden können“.

Brigitte Kowanz wird mit einer Lichtinstallation für einen Blickfang sorgen, Schlegel die Glasfassade des Bauwerks gestalten: „Geplant ist eine kombinierte Fassadengestaltung. Sie hat die Aufgabe, das Licht abzuhalten und zu beschatten.“ Einen weiteren Effekt bringen „kleine Spiegelpunkte“, die in der Gesamtheit wie ein Vorhang wirken, „der sich quer über das Gebäude morpht“.

Für Ausstellungen ist die Libelle nicht der richtige Ort, für Kunst- und Kulturprojekte aber wird sie zur Verfügung stehen, und vor allem für Kongresse, Veranstaltungen und Symposien anzumieten sein. Auf der sogenannten MQ Terrasse, die sowohl mit Außenliften als auch über das letzte Stockwerk des Leopold-Museums zu erreichen ist, können die Besucher „einen herrlichen Ausblick über Wien bis zu den Weinbergen hin genießen“, sagt Strasser. Wichtig, so betonten er und auch Mailath-Pokorny immer wieder, sei ihnen, dass der „Zugang zu dieser neuen Attraktion ein niedrigschwelliger ist. Es wird kein Eintritt verlangt werden, denn wir wollen, dass auch diese neue Einrichtung einem breiten Publikum zur Verfügung steht“, so Mailath-Pokorny.

Doch auch Architekt Ortner hat klare Vorstellungen, wozu das „offensive Projekt“ dienen könnte: Es wäre 15 Jahre nach der Eröffnung doch ein Signal, das MQ auch inhaltlich so zu positionieren, wie es ihm zustünde: als große europäische Einrichtung. „Das MQ sollte nicht nur eines der größten Kulturareale Europas sein, sondern genutzt werden, um Österreich als Kulturnation Nummer eins in Europa zu positionieren. Das ist mein Appell an die anwesenden Politiker. Mit der Libelle könnte man doch hier einen neuen europäischen Geist einziehen lassen.“

Finanzierung aus Einnahmen

Doch bis dahin wird es noch eine Weile dauern. Nach dem jetzigen Planungsstand soll im Frühherbst 2015 mit den Bauarbeiten begonnen werden, diese werden voraussichtlich etwa ein Jahr dauern. Bis auf eine temporäre Sperre des obersten Stockwerks des Leopold-Museums soll es keinerlei Beeinträchtigungen der Besucher geben.

Insgesamt – so die Einschätzung Strassers heute – soll der Aufbau plus Terrasse mit sechs Millionen plus/minus 20 Prozent zu Buche schlagen. Jedoch werden die Kosten weder das Budget des Bundes noch das der Stadt Wien belasten. Zu etwa gleichen Teilen werden die Mittel aus den Einnahmen der Museumsquartier Errichtungs- und BetriebsgesmbH und über Kredite finanziert. Letztere sollen – so der Plan – mit Mieteinnahmen getilgt werden.

MUSEUMSQUARTIER

Geschichte. Kaiser Karl VI. beauftragt 1713 Johann Bernhard Fischer von Erlach mit Hofstallungen, sein Sohn vollendet sie. Ab 1921 wird der Bau für Messen benutzt, zum Messepalast umgewandelt. 1983 wird ein Konzept für ein Kulturforum in Auftrag gegeben. Streitigkeiten, ob und wie der historische Bau verändert werden darf, dauern Jahrzehnte. 2001: Eröffnung des Museumsquartiers.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2014)

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