Glücklich, wer früh die Wilden wagte

GALEREINSPIEGEL: SIEGFRIED ANZINGER
GALEREINSPIEGEL: SIEGFRIED ANZINGER(c) APA
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Die »Neuen Wilden« Maler der 80er sind längst etabliert und heuer gut ausgestellt in Museen und Galerien. Die Preise für Bilder von Anzinger, Scheibl und Co. sind zum Teil ums 14-fache gestiegen.

Gerade ging sie im BA-Kunstforum zu Ende, die Ausstellung Siegfried Anzingers. Auch Gunter Damisch, Herbert Brandl, Erwin Bohatsch hatten heuer Ausstellungen neuer Arbeiten in Wien, alles Maler, die in den 1980er-Jahren als „Neue Wilde“ der ersten oder zweiten Generation bekannt wurden. Und am Markt schnell durchstarten konnten. Damals. Aber wie haben sich die Preise seither entwickelt? Wie gut steigen Sammler aus, die damals die Bilder der jungen Maler gekauft haben?

„Die Preise der ehemals ,Jungen Wilden‘, insbesondere von Siegfried Anzinger, haben sich seit 1980 ziemlich genau vervierzehnfacht“, gibt der Galerist Klaus Thoman (Innsbruck, Wien) Auskunft. „Die Preisentwicklung der letzten fünf Jahre ist eher verhalten, es hat sich vom Faktor zehn (2006) auf Faktor 14 (2013) für Länge plus Breite entwickelt. Der Preisverlauf ist bei anderen bekannten Künstlern derselben Generation ganz ähnlich, zum Teil noch vehementer, v.a. für Künstler mit starker internationaler Wahrnehmung.“

In der kommenden Zeitgenossen-Auktion „im Kinsky“ (13. Mai) wird etwa ein mittelformatiges Leimfarbenbild Anzingers aus seiner Madonnen-Serie angeboten – „Madonna mit weißem Löwen“ von 2002 wird auf 20.000 bis 40.000 Euro geschätzt. Den Höchstpreis bei einer Auktion erzielte Anzinger Mitte der 1990er-Jahre, als im Dorotheum 1,5 Million Schilling (109.000 Euro) für eines seiner Frühwerke, das mit 24 mal 20 cm ziemlich kleine Bild „Der Haenger“ (1985), erreicht wurden. Ansonsten spielten sich seine Auktionspreise bei 20.000, 30.000 Euro ein.

Glückliche frühe Brandl-Sammler. Ähnlich sieht es bei der Preis-Entwicklung bei Herbert Brandl aus. Ein Mittelformat von 150 mal 190 cm kostet heute in der Galerie nächst St. Stephan knapp 41.000 Euro. „2004 hat ein Bild in dieser Größe genau die Hälfte gekostet und Anfang der 1980er-Jahre hätte man so ein Format um etwa 25.000 Schilling kaufen können, das heißt 1800 Euro“, so Rosemarie Schwarzwälder, die heuer eine gut verkaufte Brandl-Ausstellung gezeigt hat. Denn bei Brandl werden bevorzugt Werke aus aktuellen Serien nachgefragt, beobachtet sie. „Bei Interessenten an früheren Bildern kann ich keine bestimmte bevorzugte Phase beobachten. Das ist von Sammler zu Sammler verschieden, doch es gibt kaum Arbeiten aus dem Frühwerk am Markt.“ Der Auktionsrekord von Brandl liegt bei 125.000 Euro für ein fünf Meter breites Großformat von 2007, versteigert „im Kinsky“ vor zwei Jahren.

Der dritte „Star“ der ehemaligen Neuen Wilden, Hubert Scheibl, bewegt sich in nahezu identen Höhen: „Leinwände von Hubert Scheibl kosten zwischen 20.000 und 140.000 Euro“, so Arne Ehmann von der Galerie Ropac. „Typische Größen sind 195 mal 140 cm um 44.000 Euro. In den letzten zehn Jahren sind die Preise ziemlich langsam, aber kontinuierlich gestiegen.“ Auch bei Scheibl will man keine besondere Nachfrage nach einer speziellen Werkphase bemerkt haben.

Aber auch bei Namen aus dem Umkreis, die nicht so geläufig sind, ist man preislich auf der halbwegs sicheren Seite. Etwa bei Erwin Bohatsch, dessen Preise sich ebenfalls „langsam, aber stetig entwickelt und einen guten Wiederverkaufswert haben“, so Galeristin Miryam Charim. Hier ist man ab 19.400 Euro für ein Mittelformat dabei. Das ist dann gar nicht mehr so wild.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2014)

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