Kunstmarkt: Hartes Ringen um die reichen Käufer

(c) ViennaFair
  • Drucken

Der Kunstmarkt hat sich erholt. Die besten Umsätze erzielen Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst. Die Hoffnung auf Onlineverkäufe hat sich noch nicht erfüllt. Was Wiens Kunstmesse heuer bringt.

Vor sieben Jahren brach der Kunstmarkt massiv ein. Mittlerweile hat er sich erholt. Für das vergangene Jahr errechnete die Kunstmarktexpertin Claire McAndrew elf Prozent Steigerung für Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst. Dies ist der stärkste Sektor in den Auktionshäusern, 46 Prozent aller Umsätze werden in diesem Bereich erzielt. Die große Hoffnung der Onlineverkäufe hat sich dagegen noch nicht erfüllt, nur fünf Prozent des Gesamtmarktes laufen darüber. Das sind doch gute Voraussetzungen für die nächste Wiener Kunstmesse im Oktober. Allerdings sind die Gesamtumsätze in Europa letztes Jahr um drei Prozent zurückgegangen – während die Verkäufe in den USA um 25 Prozent zulegten. Dort leben 42 Prozent der Millionäre, von denen laut McAndrews Studie 600.000 zu den „mid to high-level“-Kunstinvestoren gehören. Dort werden auch die Rekorde erzielt, wie Ende letzten Jahres unglaubliche 58,4 Millionen Dollar für Jeff Koons' „Ballon Dog“. Dahinter stand einerseits eine gezielte Marketingaktion mit einem 129-seitigen Katalog.
Andererseits sind vier der insgesamt fünf Objekte dieser Auflage bereits in prominenten Händen: Steven Cohen besitzt den gelben Hund, Eli Broad den blauen, Dakis Joannou den roten und Francois Pinault das magentafarbene Exemplar. Der orange wurde verkauft, US-Kunstinvestor Mugrabi erhielt den Zuschlag. Einige Monate zuvor war ein Werk von Jeff Koons ohne Bieter liegen geblieben – offenbar treibt nicht das Objekt, sondern der Wunsch nach Zugehörigkeit den Preis.

Rumänien-Schwerpunkt. Aber solche Preise sind im österreichischen Kunsthandel nicht zu erzielen. Zwar konnte Viennafair-Direktorin Christina Steinbrecher auf der Vorab-Pressekonferenz keinen Gesamtumsatz für die 9. Messe 2013 mitteilen. Aber an das Überseeniveau kann die Wiener Messe sicher nicht anschließen, die Preise in hiesigen Galerien liegen deutlich unter einem Prozent der US-amerikanischen Rekordergebnisse. Die Viennafair ist eine regionale Messe, bekannt für ihren Osteuropa-Schwerpunkt: Ein Drittel der rund 100 Galerien stammt aus dem CEE-Raum, heuer mit einem Rumänien-Schwerpunkt und einer Sonderausstellung der Yarat Foundation aus Aserbaidschan. Die Gründerin, Adia Mahmudova, in London lebende Künstlerin und Nichte der First Lady, gründete diese Kunstinstitution 2011 in Baku und kuratiert auch den Beitrag für Wien. Ein weiteres Drittel der Galerien stammt aus Österreich, wobei in der bisherigen Liste noch einige Wiener Platzhirsche fehlen.
Der „Konkurrenzkampf zwischen den Messen“ sei sehr stark und der Anmeldeschluss auch erst im Juli, erklärte dazu Steinbrecher. Der Rest, also vierzig Prozent der Ausstellenden, seien internationale Galerien. Dafür ist Vita Zaman, die zuvor in der Londoner Galerie IBID Projects mitarbeitete, als International Director ebenso zuständig wie für die Betreuung der VIPs – ein deutlich wachsender Bereich, kamen doch letztes Jahr stolze 2500 VIPs zur Messe.

Gestärkt werden soll heuer auch die „Zone 1“, Sektion für junge, österreichische Positionen. Hier zeigen Galerien auf je 20 Quadratmetern einzelne Künstler, die das Bundeskanzleramt finanziell unterstützt. Es hätte sich herausgestellt, dass daran internationale Sammler besonders interessiert seien, erklärt Steinbrecher. Neu ist die Sektion „Reflections“, eine Art Mini-„curated by“, also der höchst erfolgreichen Reihe, in der Wiener Galerien internationale Kuratoren einladen, in ihren Räumen Ausstellungen zusammenzustellen. Ähnlich ist „Reflections“: Zu speziellen Konditionen können Galerien mit Kuratoren kleine Präsentationen für die Messe entwickeln. Aber ist das finanziell noch attraktiv, wenn die Galeristen ein Kuratorenhonorar und dazu den Stand zahlen müssen? Zumal die Ankaufsgarantie durch einen auf 1,5 Millionen Euro budgetierten Fonds, der 2011 ankündigt worden war, bereits 2012 wieder eingestellt wurde. Mittlerweile ist diese Situation geklärt: Alleineigentümer Dimitry Aksenov kaufte die übrige Sammlung dem ehemaligen Mitinhaber der Messe, Serge Skaterschikov, ab.

(ViennaFair, 2.–5. 10. 2014, Messe Halle A, Messeplatz 1, Wien)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.