Matti Bunzl wird neuer Chef des Wien-Museums

PK WIEN MUSEUM: MATTI BUNZL
PK WIEN MUSEUM: MATTI BUNZL(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Der 43-jährige gebürtige Wiener war zuletzt Professor für soziale Anthropologie in Illinois.

Ein Labor der Zivilgesellschaft will der neue Direktor des Wien-Museums, der am 1. Oktober 2015 Wolfgang Kos ablöst, am Karlsplatz einrichten: Kulturstadtrat Mailath-Pokorny stellte Matti Bunzl am Mittwoch bei einer Pressekonferenz vor. Dieser will mit einem „verstärkt international ausgerichteten Museum der Gegenwart und Zukunft“ Wien als globale Stadt erkunden: „Wenn ich sage: Ich liebe dieses Museum, seit ich ein Kind bin, dann ist das kein Schmäh“, so Bunzl. Bereits als Schüler sei er von dem Museum begeistert gewesen. Er werde auf der „wunderbaren Arbeit von Kos“ aufbauen.

Die Stadt Wien muss sich wie viele Metropolen zunehmend auf Spannungen zwischen Gruppen und Nationalitäten einstellen, da ist auch das Wien-Museum als integrativer Faktor gefragt. Kos, der 2003 vom ORF an den Karlsplatz wechselte, verband wissenschaftliches Interesse mit journalistischem Zugang und einem Riecher für aktuelle Themen. Sein Nachfolger dürfte diesen Weg fortsetzen.

Das Museum müsse zu aktuellen Themen Stellung nehmen – in der Dauerausstellung, die im Zuge des Umbaus bzw. Zubaus neu konzipiert wird, wie auch in Wechselausstellungen, sagte Bunzl, der in Stanford studiert und in Chicago promoviert hat. Ferner solle es Salons und Diskussionen geben.

50 Bewerber um die Kos-Nachfolge

Für den Zubau habe er schon viele Ideen, so Bunzl, doch wollte er noch keine Details verraten. In den kommenden Monaten werde er mit den Kuratoren und Mitarbeitern des Hauses sprechen. Wichtig sei ihm „die intellektuelle Aktivierung der Zivilgesellschaft“, erläuterte Bunzl: „Wenn wir verstehen wollen, was an Wien besonders ist, müssen wir die Stadt mit anderen Metropolen wie Paris, Berlin oder London vergleichen.“ Kooperationen mit anderen Städten seien geplant.

Bunzl hatte sich im Bewerbungsverfahren gegen 49 Konkurrenten durchgesetzt. Stadtrat Mailath-Pokorny betonte, dass er die Entscheidung in Übereinstimmung mit dem Kuratorium des Wien-Museums – das die Kandidatenhearings durchführte – getroffen habe. Weitere Namen der Shortlist wollte er nicht nennen. Mailath-Pokorny lobte den künftigen Museumsleiter als Glücksfall. Bunzl sei kompetent und enthusiastisch: „Er kennt die Stadt und ihre Geschichte und verfügt über ein weltweites Netzwerk im Bereich Kunst, Kultur, Wissenschaft und Politik.“

Bunzl, der seit 25 Jahren in den USA lebt und seit 2008 an der Universität von Illinois einen eigenen Lehrstuhl hat, war auch Intendant des Chicago Humanities Festival, das jährlich an die 100 Events zu einem bestimmten Thema organisiert. Er hat auch Erfahrung im Fundraising, was für die Erweiterung des Wien-Museums wichtig sein wird. (apa/bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2014)

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