Kunstbiennale 2015: Heimo Zobernig vertritt Österreich

Heimo Zobernig
Heimo Zobernig(c) Stanislav Jenis/Die Presse
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Kommissär Yilmaz Dziewior schickt den arrivierten Künstler Heimo Zobernig nach Venedig.

Heimo Zobernig wird den österreichischen Pavillon auf der Biennale 2015 in Venedig bespielen. Diese Entscheidung des österreichischen Kommissärs Yilmaz Dziewior wurde heute, Mittwoch, bekannt gegeben. 2013 hatte Matthias Poledna Österreich auf der Kunstbiennale vertreten.

Es sei "totaler Zufall", dass Zobernig 2011/12 das Stiegenhaus des Bundeskanzleramts mit einem Spiegel und einem grünen Vorhang künstlerisch bespielt habe, versicherte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ). Kommissär Dziewior sei in seiner Wahl komplett frei gewesen. Mit entscheidend sei jedoch gewesen, dass sich Zobernig "immer dezidiert mit dem jeweiligen Ort auseinandersetzt", so Dziewior.

Zobernig sei "nicht nur in Österreich, sondern weltweit einer der bekanntesten Künstler seiner Generation", so Dziewior, der seit 2009 Direktor des Kunsthaus Bregenz (KUB) ist und im Februar 2015 die Leitung des Museums Ludwig in Köln übernehmen wird. Tatsächlich umfasst seine Ausstellungsliste immerhin sieben Seiten. Dort finden sich neben zwei documenta-Teilnahmen auch zwei Mitwirkungen bei der Biennale die Venezia: 1988 im Rahmen der aperto, 2001 auf Einladung von Harald Szeemann in der internationalen Schau "Plateau der Menschheit", nicht jedoch im Österreich-Pavillon. "Ich wusste sofort, dass ich gerne Heimo Zobernig einladen möchte und war überrascht, dass das nicht schon längst passiert ist", sagte Dziewior.

"Idealer Künstler für diesen Ort"

Zobernig sei "ein idealer Künstler für diesen Ort", die Biennale und insbesondere der Österreich-Pavillon von Josef Hoffmann nach einem Entwurf von Robert Kramreiter "der richtige Rahmen" für ihn, so Dziewior: "Wie Heimo Zobernig mit Architektur umgeht, finde ich immer wieder beeindruckend." Dies werde auch in Venedig eine wichtige Rolle spielen. "Mir gefallen aber auch seine Videoarbeiten sehr und die Art, wie er mit Licht umgeht. Er versteht es, intellektuell zu stimulieren und gleichzeitig zu verführen."

Für die Realisierung des für den Pavillon neu konzipierten Projekts, das in den Presse- und Eröffnungstagen von 6. bis 8. Mai 2015 erstmals gezeigt wird (die 56. Biennale di Venezia dauert offiziell von 9. Mai bis 22. November), stellt der Bund wie in den Vorjahren 400.000 Euro zur Verfügung. "Wir werden damit sicher nicht auskommen", sagte Dziewior. "Ich darf wie meine Vorgänger Sponsoren suchen, was ich natürlich gerne mache." Für den Österreich-Beitrag von Matthias Poledna waren 2013 zusätzlich 700.000 Euro aufgetrieben worden.

Zobernig sagte, er habe seit der Mittelschulzeit immer wieder die Biennale in Venedig besucht und sich dabei auch "Gedanken gemacht" über eine mögliche Bespielung, sei vom entscheidenden Anruf jedoch "sehr überrascht" gewesen, da er ganz verpasst habe, dass Dziewior zum Kommissär bestellt worden war. "Der österreichische Pavillon hat eine Geschichte mit sehr mutigen Entscheidungen", so Zobernig, der meinte, er habe den Raum, den Dorit Margreiter 2009 gestaltet habe, besonders angenehm empfunden. Dies solle als Hinweis auf das eigene Projekt, das auf die Architektur des Pavillons sicher Bezug nehmen werde, genügen. Entscheidend für seine Überlegungen sei die Wahrnehmung des Besuchers. Die Biennale von Venedig sei "der Ursprung" internationaler Großausstellungen und bilde nach wie vor die herrschenden Diskurse "ganz gut ab". "Dass ich etwas repräsentiere, verdränge ich."

Zur Person

Der 1958 in Mauthen (Kärnten) geborene und in Wien lebende Heimo Zobernig studierte 1977-80 an der Akademie der bildenden Künste Wien und 1980-83 an der Universität für angewandte Kunst Wien. Nach (Gast-)Professuren in Hamburg und Frankfurt ist er seit 2000 Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Er arbeitet nicht nur mit Skulpturen, Film, Minimal Art, Konzeptkunst und Design, sondern auch architektonisch.

Zobernig stellte in vielen wichtigen nationalen und internationalen Museen und Institutionen aus, zuletzt etwa in der Kunsthalle Zürich, im Essl Museum Klosterneuburg, im Museo Reina Sofia Madrid, ím Kunsthaus Graz und im Mudam Luxembourg. Im Wiener Mumok gestaltete er 2002 einen weißen, fensterlosen Kubus als "Brücke" über die Eingangshalle. 2010 erhielt er für sein "beispielloses Oeuvre und Werdegang" und seine "künstlerische Agilität, etablierte Sichtweisen subtil zu untergraben und Unvorhergesehenes aufzudecken" den Friedrich-Kiesler-Preis.

(APA)

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