Konkurrenz für Istanbuls Platzhirschen

Messegründer Sandy Angus hat die Art International in Istanbul im zweiten Jahr erfolgreich positioniert: Von den 77 Galerien aus 24 Ländern kommen 50 aus Europa, darunter allein fünf aus Österreich.

In Istanbul ist Platz genug für zwei Kunstmessen,“ ist sich Sandy Angus sicher. Letztes Jahr gründete der erfahrene Messebetreiber die Art International Istanbul. Aber es gab Startprobleme. Denn dem Platzhirschen, der bis dato lokal angelegten Contemporary Istanbul (CI), gefiel die neue Konkurrenz gar nicht. Eine Klage folgte, die verhindert, dass die junge Messe mit dem vollen Namen auftreten darf. Also heißt es auch heuer schlicht Art International (AI). Anders als auf der im November stattfindenden CI dominieren auf der AI westliche Aussteller. Von den 77 Galerien aus 24 Ländern kommen 50 aus Europa, darunter fünf aus Österreich.


Halic Congress Centre. Aus der Türkei sind es nur zwölf, dafür aber mit hochkarätiger Kunst. Rampa etwa zeigt Werke der türkischen Grande Dame Gülsün Karamustafa, deren Preise sich in den letzten Jahren verdoppelt haben.

Aber nicht nur der Name, auch der Ort musste zur ersten Ausgabe 2013 in letzter Minute geändert werden. Obwohl das Halic Congress Centre eine gut halbstündige Taxifahrt vom Zentrum entfernt ist, waren schließlich alle mit dem Ausweichquartier mehr als zufrieden: Direkt am Wasser, gegenüber vom berühmten Friedhof Eyup am Goldenen Horn gelegen, findet hier jetzt also auch die 2. AI statt. Wie im letzten Jahr lässt auch heuer die Messearchitektur immer wieder Blicke auf die Umgebung offen, wofür die Wiener Galerie Mario Mauroner gerne wieder weniger Hängefläche in Kauf nimmt. Begeistert ist auch die Galerie Raum mit Licht, die gleich zu Beginn eine Serie der jungen Österreicherin Karin Fisslthaler an einen türkischen Sammler verkaufen konnte. Ein Werk von Daniel Pitin geht aus der Charim Galerie nach Deutschland, und Krinzinger verkaufte sofort eine Fotografie von Marina Abramović an einen der größten lokalen Sammler.

Aber die Galerien sind hier nicht nur mit Zeitgenössischem angereist. Auch Klassiker wie Joan Miró, Henry Matisse oder für stolze 290.000 Euro ein Werk von Frank Auerbach (Andipa Gallery, London) werden angeboten. Wie bei jungen Messen häufiger kann man eine leichte Unsicherheit mancher Galerien feststellen. Einerseits wird auf die finanzstarken türkischen Sammler gesetzt, die während der Messetage ihre Privatmuseen und auch -häuser großzügig für Interessierte öffnen und zeigen, auf welch hohem internationalen Niveau hier gesammelt wird. Andererseits werden auffallend viele europäische Sammlergruppen über die Messe geführt.

Heuer haben sich zudem deutlich mehr Interessierte aus dem Nahen Osten angemeldet, erzählt Messe-Direktorin Dyala Nusseibeh. Im nächsten Jahr will sich das Messe-Team auf Russland und Indien konzentrieren – eine Region, aus der bisher noch keine Galerie an der AI teilnimmt.

Messegründer Angus will die AI als wichtigsten Termin im September positionieren, gleichzeitig arbeitet er bereits an einem neuen Projekt. Angus gründete 2008 die Art Hongkong, verkaufte die Messe 2012 an die Art Basel und gab jüngst völlig überraschend die Gründung seiner neuen Messe Art Central in Hongkong bekannt. Tatsächlich habe er den Plan für eine zeitgleiche Satellitenmesse schon vor zwei Jahren gehabt, das sei bereits in dem Kaufvertrag mit der Art Basel festgehalten worden und geschehe in einem offenen Dialog mit dem Konkurrenten, erklärt er im Interview in Istanbul. „Wir wollen keinen Schaden anrichten.“ Abgemacht sei auch, dass die Standpreise der neuen Messe 80 Prozent von jenen der Art Basel betragen müssen.

Etwa 100 vor allem junge Galerien werden teilnehmen, die eine Hälfte aus Asien, die andere aus westlichen Ländern. Die größte Herausforderung sei der Ort. In Hongkong gibt es kaum entsprechende Räume, weswegen sie ein temporäres Zelt aufstellen werden – eine enorm kostspielige Konstruktion, wie er betont. Aber ähnlich wie in Istanbul sieht Angus auch in Hongkong enormes Potential.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2014)

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