Wolfgang Hutter: Ein Gründer des Phantastischen Realismus

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Erst jetzt wurde bekannt, dass der Wiener Maler, Grafiker und Bühnenbilder Wolfgang Hutter bereits am 26.September im Alter von 85 Jahren gestorben ist. Er hinterlässt ein märchenhaftes Werk.

Einst ein Mann der Gesellschaft, hatte Wolfgang Hutter zuletzt zurückgezogen gelebt, er habe selbst nicht gewollt, dass sein Tod bekannt gegeben werde, heißt es. Das lag wohl an seiner Krankheit, vielleicht aber auch daran, dass die Wiener Schule des Phantastischen Realismus, die er in den Fünfzigern – gemeinsam mit Ernst Fuchs, Arik Brauer, Rudolf Hausner, Anton Lehmden und Fritz Janschka – gegründet hat, in den vergangenen Jahrzehnten in der Kunstszene zunehmend an Anerkennung verloren hat und von Kritikern gern als manieristisch eingeschätzt wurde. Er sei „ein bisserl beleidigt und gekränkt“ darüber, dass er im Palais Liechtenstein (wo damals das Museum moderner Kunst war) mit keinem Werk vertreten sei, sagte er schon 1980 in einem „Kurier“-Interview – und tröstete sich: „Kunst bleibt elitär, ihr echtes Verständnis bleibt wenigen vorbehalten.“

Wolfgang Hutter, geboren 1928 in Wien, erfuhr erst als Teenager, dass der surrealistische Maler und Schriftsteller Albert Paris Gütersloh sein leiblicher Vater war. Der erste Satz in dessen Testament lautete denn auch: „Ich bestätige, dass Wolfgang Hutter mein Sohn ist.“ Jeder schöpferische Mensch müsse seine Herkunft überwinden, „quasi seinen eigenen geistigen Vatermord begehen“, sagte Hutter einmal. Und doch studierte er von 1945 bis 1950 bei Gütersloh an der Akademie der bildenden Künste; die erste Gruppe, die er mit Fuchs, Hausner, Janschka und Edgar Jené 1946 im Wiener Art-Club gründete, nannte sich explizit surrealistisch und grenzte sich von der abstrakten Malerei ab.

Seit seiner Lehrzeit bei Gütersloh habe der „wie eine Art Designer vorgehende Maler“ Hutter „immer wieder neue, penibel ausgearbeitete Muster“ geschaffen, schrieb „Presse“-Kunstkritiker Kristian Sotriffer zu Hutters 70.Geburtstag: „Zweifellos bildeten die preziösen Szenerien des Lehrers eine Absprungbasis für das Entwickeln des eigenen Traums vom Paradies aus Girlanden, Rüschen und Augensternen.“ So malte Hutter „Hochzeitsdrachen“, „Musikmädchen“ und „Federmenschen“, ersann Blumenmuster für Teppiche und Bühnenbilder für die Staatsoper, die Volksoper und das Theater in der Josefstadt. Sein für die Grazer Oper entworfener „Zauberflötenzyklus“ wurde aber nie realisiert. Seine detailreich gemalten und gezeichneten, stets dekorativen Landschaften und Figuren haben etwas rührend Naives, Unschuldiges an sich; von „Nymphen, die keinen Begriff haben von Erbsünde, von Schuld und vom Bösen“, schwärmte er einmal.

Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien

Wie sein Vater lehrte Hutter an der Akademie der bildenden Künste, über drei Jahrzehnte lang, bis 1997. 1977 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Malerei, 2011 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. In der letzten großen Ausstellung über den Phantastischen Realismus – 2008 im Unteren Belvedere – war er selbstverständlich groß vertreten. Und auf dem Kunstmarkt war er zuletzt deutlich erfolgreicher als bei der Kunstkritik: Im Mai 2013 erzielte das Wiener Dorotheum für sein Gemälde „Die Witwe“ einen Preis von 238.200 Euro.

Seine vierte Ehefrau, Edith Hutter, berichtet, dass Wolfgang Hutter bis zuletzt gearbeitet habe. Am 16.Oktober wurde er auf dem Döblinger Friedhof bestattet. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2014)

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