Josef Ostermayer: „Im Burgtheater habe ich nichts verändert“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In den Aufsichtsräten von Volks- und Staatsoper gibt es neue Gesichter. Ausgerechnet in der Burg nicht. Der Kulturminister sieht für Veränderung keinen Grund. Das Projekt Weltmuseum will er hingegen so nicht verantworten.

Die Presse: Die Aufsichtsräte in der Bundestheater-Holding, im Burgtheater, in der Volks- und Staatsoper sind neu zu besetzen. Haben Sie sich entschieden?

Josef Ostermayer: Die letzte Aufsichtsratsperiode ist abgelaufen. Wir müssen deshalb neu bestellen, auch wenn wir gerade die gesamte Organisation analysieren lassen und in einiger Zeit vielleicht etwas ganz anderes herauskommt. Das Bundeskanzleramt hat 18 Personen bestellt.


Wo gibt es neue Gesichter?

In der Holding, in der Staatsoper und der Volksoper. Im Burgtheater und in der Art for Art habe ich nichts verändert.


Sie wollten den alten Aufsichtsrat bisher noch nicht entlasten, trotzdem haben Sie ihn wiederbestellt. Warum?

Es gibt die juristische Ebene. Hier war der Rat, die Mitglieder nicht zu entlasten, während die ganzen Verfahren noch laufen. Die andere Frage ist, wie man die Personen und deren Arbeit einschätzt. Ich habe in den Monaten, seit ich zuständig bin, sehr gute Erfahrungen gemacht. Gerade in der Krisenphase haben die Aufsichtsräte extrem gut mitgearbeitet. Ich glaube auch, dass gerade in schwierigen Zeiten Kontinuität besonders wichtig ist.


Ist es nicht eine Selbstverständlichkeit, dass der Aufsichtsrat in der Krise kooperativ ist? Relevant sind doch vielmehr die Jahre, die zu dieser Krise geführt haben.

Es ist mehrfach geprüft worden, ob den Aufsichtsräten etwas vorzuwerfen ist. Die bisherigen Ergebnisse sagen, dass es nicht so ist. Parallel dazu laufen die gerichtlichen Aufarbeitungen und die Prüfung des Rechnungshofes. Sollte die Zukunft andere Ergebnisse bringen, dann ist alles neu zu bewerten.


Früher hatte stets der Chef der Holding, Georg Springer, den Vorsitz in den Aufsichtsräten der Töchter inne. Wird sein Nachfolger, Günter Rhomberg, das auch tun?

Es spricht vieles dafür, aber letztlich entscheiden das die Aufsichtsräte, weil sie den Vorsitzenden wählen.


Zurück zu Springer. Er hat schon im Juni seine Funktion zurückgelegt. Ist die Auflösungsvereinbarung mit ihm endlich unterschrieben?

Noch nicht. Es hakt an der Frage, ob Schadenersatz für die vergangenen Jahre ausgeschlossen wird.


Sie wollen, dass er einen Verjährungsverzicht abgibt.

Genau, ohne den geht es nicht.


Das Beratungsunternehmen ICG, das schon die Ausgliederung begleitet hat, entwickelt jetzt ein Konzept für die neue Organisation. Warum haben Sie nicht ein anderes Unternehmen beauftragt?

Es gab vier Angebote, alle haben die Kriterien erfüllt, nur war das der ICG deutlich günstiger als das der anderen. Das ist der Grund. Ich habe nicht die Sorge und das Vorurteil, dass die ICG zu dem Ergebnis zu kommen hat, alles muss so bleiben, wie es ist, nur weil sie damals mitgewirkt haben.


Ein U-Ausschuss, den die Oppositionsparteien ins Leben gerufen haben, will in den nächsten Monaten das „Kontrollversagen im Kulturressort“ prüfen. Wird es Konsequenzen in Ihrem Haus geben?

Das weiß ich nicht. Es hängt davon ab, zu welchen Erkenntnissen der Ausschuss und vor allem der Rechnungshof kommen. Ausschließen kann ich es nicht, es gibt manchmal Überraschungen wie jetzt beim Weltmuseum. Plötzlich erfährt man, dass der Betrieb ab 2017 nicht finanziert ist. Dann muss man eben handeln.


Hätten Sie das bei dem Projekt Weltmuseum nicht schon früher wissen können?

Nein. Es gab einen Termin, bei dem mir mitgeteilt worden ist, dass die 27,5 Millionen Euro für den Umbau vorgesehen sind, aber nicht die zusätzlich nötigen Betriebskosten. Die betragen 2,8 Millionen Euro pro Jahr. Ich konnte daher das Projekt nicht freigeben, weil ich nicht verantworten will, dass wir veritable Probleme im Kunsthistorischen Museum kriegen. Ich kann nicht garantieren, dass wir mehr Geld für den Betrieb im Budget haben werden. Und wir sprechen von einem Haus, das dann eine dreimal so große Fläche haben soll. Deshalb müssen wir das überdenken. Wir diskutieren ja auch seit Langem über den Tiefenspeicher der Nationalbibliothek und das Haus der Geschichte. So ist in mir die Idee entstanden, vielleicht ein Völkerkundemuseum von kleinerer Dimension als geplant und ein Haus der Geschichte zu realisieren.


Weshalb hat man das Projekt vor einem Jahr groß präsentiert, wenn die Finanzierung noch gar nicht steht?

Die Finanzierung des Weltmuseums war akkordiert, nicht der Betrieb.


Das gehört wohl dazu.

Das sehe ich auch so.


Die Sorge des grünen Abgeordneten Wolfgang Zinggl, das Völkerkundemuseum könnte damit „ins Ausgedinge geschickt werden“, ist unbegründet?

Völlig. Wir sperren das Völkerkundemuseum nicht zu, dessen Bestand ist viel zu wertvoll. Wir wollen nur mit dem vorhandenen Geld mehrere Ideen verwirklichen.

Neue Aufsichtsräte

In den Bundestheatern laufen die Aufsichtsratsmandate aus. Der Kulturminister traf daher die Entscheidung über die Bestellung. Neue Gesichter gibt es nur in der Holding, der Volks- und der Staatsoper. Im krisengebeutelten Burgtheater nicht. Das Kontrollgremium der Holding verlassen Bettina Glatz-Kremsner und Hellmuth Matiasek, an ihrer statt schickt das Bundeskanzleramt Barbara Auracher-Jäger und Hans Wehsely, Vorsitzenden des Kuratoriums des Belvedere; das Finanzministerium schickt Manfred Lödl. Valerie Höllinger und Elisabeth Sobotka werden Aufsichtsräte in Staats- und Volksoper. Leo Wallner und der Verfassungsjurist Karl Korinek scheiden aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2014)

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