Karikaturen: Gezeichnete TV-Geschichte

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Das Karikaturenmuseum Krems zeigt bis 10. Jänner Karikaturen über das Fernsehen: Bissig-Humorvolles von Ironimus, Sokol, Hader, Deix und Co.

Gleich beim Eingang zum Karikaturenmuseum Krems richtet sich eine massive Kamera aus den Anfängen des Fernsehens auf die Eintretenden – als nostalgische Referenz an Zeiten, als der Zugang zum Bewegtbild noch das Privileg einer kleinen journalistischen Elite war. Gleich daneben stellt Museumsdirektor und Kurator Gottfried Gusenbauer unter dem Titel „Das Fenster zur Welt“ Karikaturen über das Fernsehen aus den letzten sechzig Jahren aus. Eine bissige Zeichnung von Ironimus Gustav Peichl geleitet den Besucher zum Auftakt zurück in die Gründungszeit des Österreichischen Rundfunks: SPÖ- und ÖVP-Männchen streiten sich 1956 darum, wer den Stecker des Fernsehers einstecken darf.


Bacher-Tiger und „SPÖ-Tant“. Die Live-Bilder aus dem All von der Mondumkreisung 1968 interessierten die Menschen mehr als der Christbaum (Rudolf Angerer: „Das war Weihnachten 1968“). Angerer porträtierte auch trefflich Bruno Kreiskys als Trophäen-Jäger vor seinem nächsten TV-Duell (1983). Drei Mal läuft einem Gerd Bacher als Tiger über den Weg: Ironimus ließ ihn nach der Rundfunkreform die SPÖ/ÖVP-Proporzmännchen vertreiben („Tu' den Tiger in den Kasten“, 1967). Erich Sokol stellte seiner unsympathischen „ÖVP-Tant“ 1992 eine zwillingsgleiche „SPÖ-Tant“ zur Seite – die beiden sitzen fett auf dem ORF-TV und spielen mit der Fernbedienung für eine mit Goldpapier aufgemotzte leere Papierschachtel, die das „dubiose“ Privat-TV symbolisierte.

26 Karikaturisten sind mit 49 Arbeiten vertreten – darunter Manfred Deix, Tex Rubinowitz, Gerhard Haderer und auch ganz junge, wie Michael Jesenko. Die Bandbreite reicht vom ORF-Proporz über Kriegsberichterstattung bis zum Sieg von Conchita Wurst beim Song Contest. Doch damit konnte Gusenbauer die Schau nicht enden lassen. Nach dem Angriff auf „Charlie Hebdo“ bat er Ruben L. Oppenheimer, ihm ein Bild beizusteuern: Zwei grüne Bleistifte ragen wie die einstigen New Yorker Zwillingstürme in den Himmel – ein Flugzeug steuert auf sie zu.

Eine „Charlie Hebdo“-Ausstellung werde es in Krems nicht geben, sagt er: „Wir haben als Museum eine andere Aufgabe – wir zeigen Originale. Und die Karikaturen von ,Charlie Hebdo‘ sind ohnehin in allen Medien und im Internet.“ Er wolle nicht noch „Öl ins Feuer gießen“: „Es ist leicht gesagt, dass Satire alles dürfen soll – aber es gibt Menschen, die Mohammed-Karikaturen nicht witzig finden.“ Er wolle vor allem informieren. In den nächsten Ausstellungen werde das Thema jedenfalls vorkommen – weil Karikaturisten das Attentat in Paris beschäftigt. Auch den für seine putzigen Männchen bekannten Mordillo. Er eröffnet am 8.März seine Ausstellung in Krems – und hat eigens einen Clown gezeichnet, der wegen des Terrors weint. „Ein unglaublich trauriges Bild.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2015)

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