Schützenhöfer: "Ich wasche nicht die Sünden anderer weg"

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Der Maler Josef Schützenhöfer tritt für eine breitere Gedenkkultur ein. Damit sind nicht alle in seinem steirischen Heimatort einverstanden. Jetzt wurde der Künstler Opfer von Nazi-Schmierereien.

Ein Ort, der seine NS-Vergangenheit und ihre Toten lieber ruhen lassen, als neu aufarbeiten will. Ein unangenehmer Künstler, der auf einer stärkeren Gedenkkultur beharrt – und dessen Haus und Auto zum Auftakt seiner neuesten Ausstellung mit Nazi-Schmierereien verunstaltet wurden. Das oststeirische Pöllau ist zurzeit Schauplatz eines Konflikts, der ein Schlaglicht auf den österreichischen Umgang mit der Zeit zwischen „Anschluss“ und „Befreiung“ wirft.

Am 16. Jänner eröffnete der kontroversielle Maler Josef Schützenhöfer seine Ausstellung „Liberation Continued“ im GrazMuseum. Gemeinsam mit russischen und US-Künstlerkollegen will er einen kritischen Blick auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs werfen und ausdrücklich auch an die Opfer in den Reihen der Alliierten als Befreier vom Nationalsozialismus erinnern. Schützenhöfer sei bei der Rückkehr aus seiner langjährigen Heimat USA das „Ortsbild-Monopol der Kriegerdenkmäler für die Gefallenen des Deutschen Wehrmacht“ aufgefallen. So steht es in der Ausstellungsbeschreibung zu lesen. Diese einseitige Heldenhuldigung, die lokale Widerstandskämpfer, Deportierte oder alliierte Befreier außen vor lässt, stehe in krassem Gegensatz zu den Soldatenfriedhöfen seiner Wahlheimat Amerika, wo allen Opfern verschiedener Nationen gedacht wird.

Verhärtete Fronten

Seit 1997 ist Schützenhöfer wieder zurück und in Pöllau beheimatet. Bereits 2001 gründete er dort das „Liberation in Progress“-Projekt. Er initiierte, einen Kontrapunkt zu dem riesigen Kriegerdenkmal der gefallenen Wehrmachtssoldaten im Ort aufzustellen. Dieses wurde von der Gemeinde verschleppt und schlussendlich erst 2011 - trotz der Proteste vonseiten der Kommunalpolitik und des örtlichen Kameradschaftsbundes - verwirklicht. An die 200 namhafte Kulturschaffende und Historiker, unter ihnen Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und Autor Daniel Kehlmann, gaben dem Projekt damals Rückdeckung. Die weitere Geschichte um die so ermöglichte Skulptur „Liberation Marker 45“ zu Ehren der im Pöllauer Tal umgekommenen US-Kampffliegerinsassen ist wenig ruhmreich. Nach langem Hin und Her wurde sie weiter vom Heldendenkmal entfernt errichtet und war in Folge mehrmals Zielscheibe von Vandalenakten. Die Täter wurden nie gefasst.

Haus und Auto verunstaltet - Täter unbekannt

Ebenso wenig ist bisher geklärt, wer vor zwei Wochen Schützenhofers Haus und Auto verunstaltet haben könnte. Der Maler vermutete gegenüber der „Kleinen Zeitung“, dass „diese Ausstellung der Grund für die Schmieraktion gewesen sein“ könnte. Am Vortag war im selben Blatt ein Artikel zur Ausstellungseröffnung erschienen, worin stand, Schützenhöfer selbst übe bissig-ironische Kritik am örtlichen Kameradschaftsbund.

In einer Reportage des aktuellen „Falters“ erklärte Schützenhöfer bewusst provokant, die Hakenkreuz-Schmierereien wolle er als Kunstwerke erhalten. „Ich wasche nicht die Sünden anderer weg.“

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