Israelitische Kultusgemeinde will Leopold Museum "auflösen"

5 Jahre Leopold Museum
5 Jahre Leopold Museum(c) Leopold Museum (Karl Wiesinger)
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Die IKG will das Leopold Museum "in seiner jetzigen Form auflösen". Die Leopold Privatstiftung verteidigt Rückgriff auf bestehende Rücklage für Vergleichszahlungen.

"Je länger der Holocaust hinter uns liegt, desto weniger gerecht sind Naturalrestitutionen." Diese Aussage von Diethard Leopold in einem "Kurier"-Interview sorgt für Aufregung in der Israelitischen Kultusgemeinde. IKG-Präsident Oskar Deutsch und Erika Jakubovits vom Präsidium empfinden die Aussage als "Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus".

Auch die Idee, die Sammlung II als Leihgabe in das Leopold Museum zu integrieren und die damit verbundene Forderung nach einer Subventionserhöhung stößt bei der IKG auf Kritik: "Ein Schelm wer da denkt, dass die Sammlung Leopold II durch Verleihung an das Museum 'ins Trockene gebracht' werden soll und lästige Opfer durch Bundesmittel abgefunden werden sollen", heißt es vonseiten der IKG. "Von der Wertsteigerung, die die Leihgegenstände durch die Ausstellung im Leopold Museum erfahren werden, profitiert nach Beendigung der Leihe ausschließlich die Familie Leopold."

Sammler-Sohn Diethard Leopold gebe vor zu wissen, "was gerecht ist und wie man 'fair' mit den beraubten ehemaligen Eigentümern bzw. deren Nachkommen verhandelt", so Deutsch und Jakubovits. "Er liegt aber falsch! Es ist nicht fair, dass quasi staatliche Einheiten wie das Leopold Museum Vergleiche erzwingen wollen. Fair ist es, wie es das Kunstrückgabegesetz für staatliche Einheiten vorsieht, geraubte Kunst zurückzustellen."

Das bevorstehende Ausscheiden der Vorstandsmitglieder Diethard Leopold und Andreas Nödl aus dem Vorstand sieht die Kultusgemeinde daher als "gute Gelegenheit, das Leopold Museum in seiner jetzigen Form aufzulösen". Die Klimt- und Schiele-Werke umfassende Sammlung könne anschließend dem Belvedere übergeben und die weiteren Bestände "entsprechenden anderen Museen überlassen werden".

Privatstiftung verteidigt Rückgriff auf Rücklage

Auch wegen seines finanziellen Gebahrens steht das Leopold Museum unter Beschuss. Die Leopold Museum-Privatstiftung habe "wirtschaftlich korrekt und sinnvoll" agiert, als sie "anstelle einer Fremdfinanzierung zur Liquiditätssteuerung teilweise die bestehende Rücklage" aus dem Verkauf des Schiele-Bildes "Häuser mit bunter Wäsche" in Anspruch genommen habe. Dies betonte die Stiftung heute in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Eine Fremdfinanzierung des kumulierten operativen Verlusts von rund 2,67 MillionenEuro "hätte höhere Kosten verursacht, als der entsprechende Verzicht auf Ertragszinsen". "Um die Liquidität des Museums unterjährig sicherzustellen", sei daher teilweise die bestehende Rücklage in Anspruch genommen worden. "Die Leopold Museum-Privatstiftung stellt klar, dass die Veräußerungsgewinne aus Kunstverkäufen zum Zwecke von Vergleichszahlungen rückgestellt und die Gelder entsprechend veranlagt sind."

Jüngste Aussagen von Diethard Leopold im "Kurier", die Leopold Museum-Privatstiftung habe zur vorübergehenden Finanzierung von Betriebsabgängen "Schulden bei sich selbst", hatten für kritische Kommentare gesorgt.

Für das Ende März auslaufende Geschäftsjahr 2014/15 werde - "trotz der im Vergleich mit ähnlichen Museen geringen jährlichen Subventionierung (3,3 Millionen Euro)" - ein ausgeglichenes Ergebnis prognostiziert, hieß es seitens der Stiftung.

>> Zum Interview im "Kurier"

(APA)

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